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03 2018

Activist Sense. Affektive Medienpraktiken während des G20-Gipfels in Hamburg

Christoph Brunner

Technökologien der Sensation[1]

Vom 6. bis 7. Juli 2017 fand das Treffen der G20-Staaten in Hamburg statt. Für den Zeitraum vom 4. bis 8. Juli erklärte die Hamburger Polizeiführung ein 38,5 Quadratkilometer großes Areal zur besonderen Sicherheitszone. Menschen konnten grundlos einer Leibesvisitation unterzogen, Straßen auf unbestimmte Zeit blockiert und jede öffentliche Ansammlung von mehr als zwei Menschen als illegal deklariert werden. Diese Situation ließe sich als „Ausnahmezustand“ bezeichnen. Doch ist dieser Begriff, wie ich zeigen werde, irreführend. Denn ein solcher „Zustand“ ist nicht nur unendlich ausgedehnt; er wird auch zu einer durchgängigen Modulation von Sensation, von deren Aufteilung und Spannung. Die Proteste gegen den G20-Gipfel waren die wohl am deutlichsten sichtbaren Überbleibsel der Anti-Globalisierungs-Bewegungen, der zunehmend transnationalen und mediengestützten Mobilisierungsform seit 1999 in Seattle. Der Kampfruf „another world is possible“ geistert weiter durch die diskursiven Sphären der Bewegungen und stützt auch gegenwärtige Protestformen.[2] Zugleich bezieht sich dieser Slogan meist auf soziale Bewegungen und ihre diskursiven Politiken, während die ästhetischen und affektiven Aspekte dieser „alternativen Lebensweisen“ überdeckt werden. Ich konzentriere mich hier auf Letzteres. Mein Fokus liegt auf dem internationalen alternativen Mediencenter FC/MC und seiner Zusammenfügung während der G20-Proteste in Hamburg. Mein Ziel ist es zu zeigen, wie sich ein technökologisches Experiment mit seiner ihm eigenen sozialen, sinnlichen und affektiven Plattform im Sinne einer Politik des Activist Sense und des affektiven Verschaltens entfaltet. Im Folgenden werde ich Technökologie nicht nur in Beziehung zu den Arbeiten Félix Guattaris, sondern auch in Resonanz mit Luciana Parisis Begriff der „Technoökologien der Sensation“ setzen.[3] Mit diesem Begriff beschreibt Parisi die Rolle des Sinnlichen als Teil eines „maschinischen Feldes von code-abweichender Kommunikation, die im Stande ist, Mehrwerte des Empfindens auf allen Ebenen der Übertragung zu aktivieren“ und jeglichen vorgegebenen Sinn der Maschine oder des menschlichen Körpers zu überschreiten.[4] In ähnlicher Weise unterscheidet Gerald Raunig in diesem Buch Technökologien von post-medialen Imaginationen. Technökologien sind nicht nur allgegenwärtig, vernetzte Medientechnologien, die neue Modi des Wahrnehmens und der Produktion von Subjektivität hervorbringen. Sie werden vielmehr zu einer integralen, aktiven Ebene des Verzeitlichens und Verräumlichens in mehr-als-humanen Existenzweisen. Die Erkundung von Activist Sense bewegt sich um diese Existenzweisen, verkörperte, gefühlte und sinnlich-eingebundene Prozesse eines gegenwärtigen Medienaktivismus.


Technopolitische Tendenzen

Seattle und die darauffolgenden öffentlichen Protestmobilisierungen während zentraler Gipfeltreffen der führenden Industrienationen wurden zunehmend von ästhetischen Erweiterungen und durch den erfinderischen Einsatz von Medien unterstützt. Im Zuge des Arabischen Frühlings und spätestens mit der Twitter-Revolution war der stetig steigende Einfluss der Nutzung und Macht sozialer Medien in sozialen Bewegungen klar erkennbar. Soziale Medien beeinflussen Organisationsweisen, den Informationsaustausch und die direkte Intervention auf der Straße, den Plätzen und vielschichtigen Räumen politischer Praxis im großen Stil. Entscheidend ist hierbei, dass diese neuen Medienverknüpfungen eine erhöhte Aufmerksamkeit für eine „Gegenästhetik“ eröffnen bzw. Alternativen einer Aufteilung des Sinnlichen im Kontrast zur Ästhetik der Massenmedien aufzeigen.[5] Wie andere befasste sich die spanische M15-Bewegung explizit mit den Ästhetiken der digitalen Medienökologien sozialer Bewegungen, die über den Status rein technischer Mittel zum Zweck hinausgingen.[6] Mit dem Terminus der „Technopolitiken“ führten aktivistische Gruppen in Spanien ein Verständnis medialer Praktiken ein, das nicht nur die Kommunikationsvermögen sozialer Medien effizient mobilisiert, sondern auch die verschiedenen ästhetischen und sinnlichen Aktivierungsweisen sozialer Bewegung mitbedenkt. Die unterschiedlichen technopolitischen Formate reichen von der Programmierung einer alternativen sozialen Medienplattform namens n-1 bis hin zu Mobilisierungspaketen für spontane Proteste gegen die Zwangsräumung verschuldeter Wohnungseigentümer*innen.[7] Im Folgenden werde ich insb. den ästhetik- und affektsensiblen Dimensionen von Technopolitiken anhand des Beispiels des internationalen alternativen Mediencenters FC/MC als eines wichtigen Knotenpunkts der Infrastrukturen des Widerstands während des G20-Gipfels in Hamburg nachgehen. 

Auf den ersten Blick könnte das FC/MC im Sinne alternativer Mediencenter als etablierter Bestandteil der vielen Anti-Globalisierungsproteste während der G8/20- oder WHO-Gipfel verstanden werden. In seiner Singularität lässt sich das Center jedoch am ehesten anhand seiner spezifischen Entstehungsbedingungen im Kontrast zu denen vergangener Center verstehen. Zum einen wurde das FC/MC von Menschen erdacht, die neben ihrer aktivistischen Praxis zumeist in medialen, künstlerischen und akademischen Kontexten arbeiten. Dieser Umstand ist aufgrund der hiermit verbundenen institutionellen Praktiken und Ressourcen wichtig, da sie einen zentralen, wenn auch zuweilen stillschweigenden Hintergrund für die Konzeption des Centers bildeten.[8] Weiterhin basierten die Kooperation mit dem FC St. Pauli und die Nutzung eines Teils des Stadions auf den engen Verbindungen des Clubs mit einer alternativen politischen Agenda und der offenen Zusammenarbeit mit dem Stadtbezirk St. Pauli. Der Ort des Stadions, das auch eine Volxküche der Antifa beheimatete, war eine strategische Wahl, um das FC/MC möglichst nahe am Messezentrum und somit dem Treffpunkt der G20 zu platzieren.

Seit dem Frühjahr 2017 waren wöchentliche Vorbereitungstreffen zur konkreten Planung durchgeführt worden. Ein Großteil der Infrastruktur – technisch, materiell und in Form von Freiwilligen – entstand durch die Unterstützung assoziierter Netzwerke, darunter der Chaos Computer Club, und wurde durch eine lange Liste von Gruppen und Orten in der Stadt und darüber hinaus getragen. Das FC/MC war keine Institution, sondern ein temporäres kollektives Medienexperiment. Daher unterschied es sich von traditionellen Medienplattformen wie Indymedia. Seine Besonderheit bestand in seinem einzigartigen Ansatz, offen für alle Pressearbeiter*innen und andere Interessierte (außer Geheimdiensten, Polizei und Faschist*innen) zu sein und einen Raum für alternative Medienpraxis zu bieten. Teil des Centers waren zahlreiche Erfindungen, etwa die eigens programmierte Akkreditierungssoftware und eine sichere Serverinfrastruktur, um die Tag und Nacht von der Straße eintreffenden Daten anzunehmen und zu speichern. Einen Monat vor Gipfelbeginn verbanden sich technisches und infrastrukturelles Wissen mit sich ständig verändernden Ideen zum eigentlichen Produktionsmodus innerhalb des Centers. Einige der Fragen blieben unbeantwortet, andere wurden weitergetrieben, meist auf unvorhergesehene Weise. Im Unterschied zu der gegenwärtigen Medienpraxis war es ein gemeinsamer Nenner, sich von klassischen Formen der Medienproduktion inklusive ihren Operationsweisen, ihrer einförmigen Zeitlichkeit und Ästhetik zu distanzieren. Mehr als 300 Leute mit unterschiedlichsten Biografien halfen freiwillig mit und trugen dazu bei, dem Center eine aktive Rolle als Teil der vielseitigen Proteste gegen die G20 zukommen zu lassen.[9]

Das FC/MC bot 500 Journalist*innen, Medienaktivist*innen, Blogger*innen, Twitter*innen, Herausgeber*innenkollektiven, Videoaktivist*innen, freien Radios und prekarisierten Medienschaffenden Arbeitsplätze im 2500 Quadratmeter großen Ballsaal des FC St. Pauli-Stadions, beheimatete zwei professionelle Studios für Interviews und zehn Videoschnittplätze für die Medienproduktion. Das Center unterhielt einen 96-stündigen Livestream, ein Infobüro und einen Twitterkanal, hielt sechs Pressekonferenzen mit Schlüsselfiguren des Protests und den Demoverantwortlichen, Mitgliedern des SolidaritySummits und Expert*innen, u.a. vom Anwaltlichen Notdienst, NGO-Aktivist*innen aus aller Welt und Wissenschaftler*innen.[10] Ebenfalls Teil der Struktur waren eine Gemeinschaftsküche, mehrere Sofaecken, Ruhezonen und eine Bar. Das Center war ebenso ein sozialer wie auch ein medialer Produktions- und Ausstrahlungsort. Seine Aufgabe bestand in einem kollektiven Bemühen, die Außenwahrnehmung des G20-Gipfels in Hamburg zu beeinflussen und den Akkreditierten einen „cooleren“ Produktionsrahmen als das offizielle Medienzentrum des G20-Gipfels in den Messehallen zu bieten.[11]

„Das FC/MC versteht sich als materiell-semiotischer Apparat zur Rückgewinnung eines Journalismus für soziale Gerechtigkeit und seine Befreiung aus dem Würgegriff der Staaten, der privatwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit und kommerzieller Interessen. Als solches ist das FC/MC ein Metamedium zur Neuerfindung kritischer Medien, Nachrichten und Berichterstattung.“ Der Slogan: „Die Neuerfindung des kritischen Journalismus in Zeiten des affektiven Populismus!“[12]

Wenn sich dieser Beitrag im Kontext emergenter Technökologien situiert, dann lässt sich das FC/MC als singuläres Experiment zur Entfaltung einer Unterstützungsstruktur begreifen, die aus existierenden (techno-)politischen Netzwerken (z. B. „Recht auf Stadt“) hervorging und ein „temporäres Kollektiv“ mit dem Ziel konkreter politischer Arbeit bildete, ohne zu einer klar identifizierbaren Gruppe zu werden.[13] Diese partielle Autonomie und Anonymität (nur ein kleiner Teil der Organisator*innen machte sich in den öffentlichen Medien identifizierbar, während der Großteil im Hintergrund agierte) verwandelte das technökologische Gefüge des Mediencenters nicht nur in ein technologisch avanciertes Experiment für die Zusammenführung mentaler, sozialer und environmentaler Ökologien[14] oder ein erweitertes Feld von „Affizierungsweisen“ und „kollektiven Äußerungsgefügen“[15], ohne dabei relativistisch oder politisch indifferent zu werden. Vielmehr noch wurde es eine empfundene und intensive Singularität, die auf transsubstanzielle Art und Weise durch unterschiedliche Existenzweisen hindurch wirkte – manche technisch, manche organisch und andere physisch oder mental. Ein Gefüge nicht nur auf infrastrukturell-technischer oder intersubjektiv-sozialer Ebene, sondern als Transversalität von Materien, Körpern, Praktiken und Prozessen, die in ihrem Zusammenwirken neue mediale Ausdrucksweisen mit singulären Existenzweisen verknüpfte.[16] Programmierung und technologischer Aufbau wurden vom offenen Ethos des Chaos Computer Clubs getragen und verknüpften sich immanent mit der Art und Weise der vielen aktiven Beteiligten im Center, gemeinsam zu organisieren und zu produzieren. Ebenso war die subsistenzielle Arbeit der Volxküche ein sozialer und materieller Bestandteil, ohne den niemand diese Tage im Stadion auch nur annähernd überstanden hätte. Affektive Medienpraktiken des Activist Sense bewegten sich im Feld einer emergenten technökologischen Aktivierung von Sinnesmodalitäten, die in sich sinnhaft und somit politisch wurden. In diesem Sinne schrieb Félix Guattari in seinem letzten, manifestartigen Text „Pour une refondation des pratiques sociales“:

„Eine entscheidende Bedingung für die erfolgreiche Förderung eines neuen planetaren Bewusstseins wird also auf unserem kollektiven Vermögen beruhen, Wertesysteme entstehen zu lassen, die sich der moralischen, psychologischen und sozialen Walze der kapitalistischen, nur auf ökonomischen Profit ausgerichteten Verwertung entziehen können. [...] Ethische und ästhetische Werte entstehen nicht aus Imperativen und transzendentalen Codes. Sie erfordern eine existenzielle Teilhabe auf der Basis einer Immanenz, die unaufhörlich wiedererobert werden muss.“[17]

Wenn Guattari kapitalistische Formen der Inwertsetzung mit ethischen und ästhetischen Werten kontrastiert – zentrale Felder für die Neuschaffung sozialer Praktiken, die er in Chaosmose beschreibt – dann verweist er auch auf sinnliche und affektive, verkörperte und empfundene Wertdimensionen, die auf dem Spiel stehen.[18] Ausschlaggebend für ein Verständnis gegenwärtiger Technopolitiken ist die Aufteilung von Wert entlang dieser eher gefühlten Intensitäten: ein zentraler Bestandteil von Technökologien als integralen Plattformen für die Zirkulation, Modulation und Verschaltung affektiver Dimensionen in gegenwärtigen Medienpraktiken.

Mitten im vorgreifend geplanten Medienspektakel rund um den G20-Gipfel mit seinen spürbaren Auswirkungen auf Räume und Körper war die Stadt Hamburg nicht nur ein „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“, wie Hamburgs Innensenator die massive technologische, materielle und körperliche (Online- und Offline-)Aufrüstung der Polizei beschrieb, sondern sie wurde auch zu einem stratifizierten Sinnesdispositiv, das die Polizei, der Staat und – teilweise im Einklang mit diesen – die Boulevardpresse zu kontrollieren versuchten, sowohl auf der Straße als auch in den (sozialen) Medien.[19] Das Resultat: „Riot Porn“ wurde zur dominanten Medienrepräsentation der G20-Proteste – anstelle einer differenzierten Berichterstattung über die vielfältigen Veranstaltungen, Ausdrucksweisen und kritischen Diskurse, die während des Gipfels zusammenliefen und sich entfalteten. Aus dieser Perspektive ermöglichte das FC/MC Mediencenter nicht nur einen anderen sozialen und affektiven Raum für die akkreditierten Medienaktivist*innen und Journalist*innen. Es erlaubte auch vielen Unterstützer*innen, sich in meist relativ improvisierten Situationen zu Kollaborationen zusammenzufinden – entlang des gemeinsamen Interesses, den dominanten Darstellungsformen der Massenmedien etwas entgegenzusetzen.[20]

Mit der Hinwendung zu den Operationsweisen des FC/MC lassen sich Activist Sense und affektives Verschalten begrifflich als potenzielle Wege eines Neudenkens gegenwärtiger effektiver Medienpolitiken in Anschlag bringen. Activist Sense bezieht sich auf die Frage der sinnlichen Aktivierung und die Art und Weise, wie eine allgemeine Aufteilung des Sinnlichen nicht nur auf die Empfindsamkeit und auf das sinnliche Vermögen unter besonderen (medialen) Bedingungen abzielt, sondern auch Aktivierungsweisen mit und durch sinnliche Vermögen zu einem entscheidenden Anliegen des Medienaktivismus werden. Affektives Verschalten betrifft die Modalitäten, durch die solche Aktivierungen des Sinnlichen quer zu raum-zeitlichen Eingrenzungen operieren, ohne ihre Situiertheit einzubüßen.


Activist Sense

Ein großangelegtes Experiment wie das FC/MC schließt die Schaffung eines alternativen Informationsflusses jenseits der „Sinnesregime“ der Mainstream-Medien ein (eine ähnliche Funktion hatten Streaming-Plattformen wie U-Stream während der Occupy-Bewegung oder Periscope während des Hamburger G20-Gipfels).[21] Die singuläre Qualität des Centers lag jedoch in der Herstellung alternativer affektiver Politiken auf der Konstitutionsebene von Erfahrung, im Zusammenführen von Wahrnehmung, Körpern und Denken, während es zugleich seinen eigenen sozialen, technologischen und – im Sinne konvergierender Praktiken – vielstimmigen und heterogenen Charakter ernst nahm. Affekt ist keine bloße intersubjektive Beziehungsform, sondern eine zeitliche Schichtung, die vergangene Ereignisse mit ihren Tendenzen hin zu möglichen Aktualisierungen verknüpft. Affekt ist die gefühlte Intensität einer immanenten Aktivität als roheste Empfindung, bevor eine endgültige Registrierung mit ihren Kategorisierungen die Situation umfasst. Es handelt sich, in den Worten William James’, um eine „rohe Aktivität“ (bare activity), ein „Sich-regen“ (something doing) mit dem einzigen Ziel der Veränderung, sprich unendlicher Differenzierung.[22] Im Kontext des FC/MC führte dies zu folgenden Fragen: Wie lassen sich die Vermögen, Techniken und Praktiken unterschiedlicher menschlicher und mehr-als-humaner Netzwerke verbinden, um auf eine solche Art und Weise Dinge zu erschaffen und zum Ausdruck zu bringen, dass andere Zeitlichkeiten, Sensationen und Allianzen inmitten eines moralisierenden Medienereignisses wie dem G20-Gipfel möglich werden? Affekt als integrale Erfahrungsebene wurde zum Angelpunkt der Verschaltungspolitiken dieser immanenten Aktivität entlang der den Diskurs ergänzenden Sinnesebenen. Leider wird diese Aktivität häufig anstelle einer Vervielfältigung sinnlicher Aktivierungen in eine vorgreifende Politik kanalisiert.[23] Während das FC/MC einem kritischen Journalismus in Zeiten des affektiven Populismus nachging, profitieren vorgreifende Medienpolitiken von der aktivierenden Macht des Affekts und reduzieren gleichzeitig die Komplexität dieses Vorgangs. „Kritisch“ meint hier vervielfältigend, um dem Reduktionismus entgegenzuwirken. Auch wenn „kritisch“ ein umstrittener Begriff bleibt, so meint er, sehr konkret, der unmittelbaren Vereinnahmung und Verschiebung empfundener Intensitäten hin zu oberflächlichen repräsentativen Hülsen zu widerstehen. Ganz zu Beginn des Protests warf die FC/MC-Redaktion die Idee, einen kontinuierlichen (chronologischen) Informationsfluss – neben dem wichtigen Twitter-Kanal mit verifizierten Informationen – aufrechtzuerhalten, über Bord. An seine Stelle trat die Produktion von Medienformaten mittels eines kollektiven Durchsuchens der eingehenden Materialien und einer sich anschließenden Aufteilung in unterschiedliche Projekte ohne Vorgabe oder Rangordnung der Relevanz der entstehenden Beiträge. Die räumliche Nähe zwischen Redaktionsbüro, dem OBS (Open Broadcaster Software)-Mischpult zur Einstellung des Livestreams und den Schnittplätzen der Produktion ermöglichte einen konstanten Fluss des Teilens und gegenseitigen Einwirkens auf die jeweiligen Prozesse. Die Art und Weise, wie produziert, geteilt und letztendlich veröffentlicht wurde, passierte ebenso auf affektiver und unmittelbar empfundener Ebene als auch in und durch die technologischen Gefüge mit den ihnen eigenen Ausdrucksweisen.[24]

Die Medienberichterstattung im Vorfeld des G20 befeuerte vorgreifende Politiken, die sich auf einen von politischen Akteur*innen propagierten Gewalt- und Sicherheitsdiskurs einschossen.[25] Indem es sich der visuellen Sprache des „Riot Porn“ und der Zeitlichkeit unmittelbarer Nachrichtenströme verwehrte, musste das FC/MC zwischen den wahrnehmenden Körpern auf der Straße bzw. „in alliance“[26] – gehalten von ihrer materiellen, körperlichen und affektiven Unterstützung – agieren und zugleich differenzielle Zeichen entlang mehrerer Medienplattformen streuen. Eines der Hauptanliegen des FC/MC war die Frage nach sinnstiftenden Aktivierungsweisen – d.h. danach, was effektiv wirkt, während man im Rahmen des Sinnlichen agiert. „Aktivierung“ meint hier etwas anderes als die neoliberalen Konzepte von Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeitsökonomien und deren Kontrolle. Während die Ökonomie sich die Macht aneignet, Aufmerksamkeit zu erzeugen, um aus ihrer Bindung Mehrwert zu schöpfen, meint Aktivierung (wie ich sie hier verstehe) die Eröffnung einer neuen Erfahrungspotenzialität, bevor diese vereinnahmt wird. In Anbindung an die allgemeine affektive Umhüllung permanenter Aktivität als roheste Ehrfahrungsebene bezieht sich die Kraft der Aktivität und der Aktivierung auf die Weise, durch die sie sich aktualisiert und empfindbar wird. Das Problem der Vervielfältigung von Perspektiven als Angriff auf lineare Mediennarrative impliziert die Gefahr, dem Relativismus anheimzufallen. Der Effekt wäre ein Verlust der Mittel, die reduktiven und vorgreifenden Medienpolitiken kritisch zu problematisieren. In der Auseinandersetzung mit Aktivierung stellt sich also die Frage, wie sich Möglichkeiten der Anbindung eines Ereignisses an seine Komplexität ergeben, und zwar entgegen einer relativistischen Beliebigkeit. Anders gesagt wird Kritik zu einer situierten, affektiven Kraft, die aktiv zu einer uneinnehmbaren Komplexität beiträgt und somit eine Empfindung für die singulären Differenzen jeder dieser Situationen mit sich führt.

Wenn das Ziel darin besteht, zu aktivieren, um Komplexität zu affirmieren, dann nimmt „Sinn“ eine doppelte Bedeutung an. Er muss sinnliche Elemente verknüpfen, um sie sinnhaft werden zu lassen. Versteht man Wahrnehmung als affektiv, dann ist diese eine Zeitform, in der unterschiedliche Aktivitäten zu Aktualisierungen verschaltet werden. Der Bereich des Sinnlichen ist nichts Gegebenes, sondern entsteht zwischen Körpern und ihrer Umwelt, die sich alle im Zuge der Erfahrung ständig verändern.[27] Brian Massumi bezeichnet diesen Prozess als „differenzielles Einstimmen“ affektiver Kräfte.[28] In Entstehungsprozessen der Wahrnehmung als einer rückwirkenden Erfahrung der Aktivierung und Kontraktion von Kräften stellt dieses differenzielle Einstimmen nicht nur die Verquickung heterogener Zeitlichkeiten in einem sich entfaltenden Wahrnehmungsereignis sicher, sondern sorgt auch dafür, dass ein solches Ereignis differente Körper und Modalitäten als Teil des eigenen Werdens einbindet, ohne diese synthetisieren zu müssen. Activist Sense bringt Allianzen von Körpern als Teil eines raum-zeitlichen Erfahrungsrauschens hervor, indem er Zeitlichkeiten im Fließen des Affekts verknüpft. Anders gesagt entfaltet sich der Körper in seiner Allianz nicht durch eine bloße Kopräsenz mit anderen Körpern, sondern durch ihr wechselseitig geteiltes Vermögen, die Kontinuität der Gegenwart im Sinne eines kollektiven Werdens zu aktualisieren. Sinn wird entsprechend der Art und Weise empfunden, wie diese Verknüpfungen einen kollektiven Werdensprozess herstellen. Es handelt sich um einen Sinn, der über ein traditionelleres Verständnis von Bedeutung hinausgeht. „Bedeutung“ bezieht sich auf den allgemeinen Kontext eines Ereignisses; es ist eine rückwirkende Operation. Andererseits entsteht Sinn in der Mitte einer Situation, nicht als vereinheitlicht, sondern durch die Produktion von Differenzen im Zentrum ihres Aufscheinens – gleich dem differenziellen Einstimmen, das die Erfahrung vieler Körper erfasst und zugleich im Dissens verbleibt. Der geteilte Grund eines Activist Sense liegt in der Kraft der Wahrnehmung in ihrer Entfaltung, in der Verschaltung von Aktivität und im dissensuellen Einstimmen.


Wie affektiv verschalten?

Im Zuge dieses kontinuierlichen Prozesses des differenziellen und dissensuellen Einstimmens lag das Ziel des FC/MC primär in der Erschaffung eines Raumes für das Zusammenkommen und Tun. In diesem Sinne stellte es die Bedingungen für eine „Gegenmacht“, wie sie Brian Massumi nennt, her.[29] Gegenmacht ist kein binärer Begriff. Wenn Erfahrung die Verschaltung und Verknüpfung hin zu spezifischen Einstimmungen – und ihre mögliche Modulation durch vorgreifende Logiken – meint, dann nährt sich die Gegenmacht an der ebenso auftretenden affektiven Qualität der Erfahrung. Das FC/MC war nicht nur ein Ort für die Produktion von Affektions- und Wahrnehmungsblöcken, die sich über diverse Medienplattformen verbreiten ließen, sondern viel eher ein infrastruktureller Teil einer größeren Konstellation von Netzwerken mit dem Ziel, die Entstehungsbedingungen von Erfahrung so einzustimmen, dass sinnliche Aktivierungen anderer Zeitlichkeiten als der der Chronologien der Newsticker entstehen konnten. Das Center verschrieb sich unterschiedlichen Weisen der zeitlichen Ausdehnung und komponierte einen affektbezogenen Raum für Sorgepraktiken, Schutz und Entspannung ebenso wie zur Beschleunigung und Intervention – und, von höchster Relevanz, eine Zone des ethisch-ästhetischen Experimentierens. Sein Ausgangspunkt war ein Bemühen und Sich-Kümmern um andere Effektuierungsweisen und affektive Verschaltungen entlang verschiedenster Plattformen, aber eben auch um Körper in Raum und Zeit, innerhalb und außerhalb des Centers, vor und nach dem Ereignis. Es war eine singuläre Maschine für das transtemporale, translokale und transkorporelle Verschalten von Affekten. Gegenmächte des Widerstands bewegten sich durch Körper hindurch, sie nutzten diese als Resonanzboden eines kollektiven Ereignisses. Konkret bedeutete dies, dass sich die technologischen Gefüge mit hitzigen Diskussionen zur Nutzung oder Nicht-Nutzung sozialer Medienplattformen verbanden. Soziale Praktiken ließen sich nicht mehr von den technischen Bedingungen und der Zeitlichkeit des umfassenden Ereignisses G 20 trennen. Die sinnliche Erschöpfung, ausgelöst durch die permanente Hubschrauberbeschallung 24 Stunden am Tag, vier Tage hintereinander, wurde durch die Freude am gemeinsamen Erarbeiten audiovisueller Formate und die teilweisen Quantensprünge im kollektiven Herstellen einer genuinen und widerständigen Ästhetik konterkariert. Manche kamen aufgebracht von der Straße herein, dem Zusammenbruch nahe, und mussten sofort ein Statement aufnehmen lassen, das die Informationsstörungen durch die offiziellen Medien differenzierte und kritisierte. Zugleich wurden Verletzte behandelt, Schlafgelegenheiten angeboten und Hinweise zum Navigieren durch die Stadt an internationale Gäste des Centers ausgegeben. Radiosendungen, analoge Presseschauen und Spontaninterviews zur Situation in Afrin waren alle Teil dieser technökologischen Maschine, die in sich immer wieder neue Sinn(es)ebenen herstellte.

Die Verschaltung von Affekt fußt auf einem unmittelbaren Ineinanderwirken von technologischen und körperlichen Infrastrukturen als materielle und vitale Unterstützung für Aktivitäten, wie Butler schreibt[30], und nicht auf einem oft forcierten Fokus auf raffinierte technologische Infrastrukturen und das Nachdenken über die Grenzen sozialer Medienplattformen. Activist Sense beschreibt nicht nur die rohe Aktivität der Erfahrung als Veränderungsmotor, sondern befasst sich mit ethischen Fragen des Verschaltens differenzieller Vermögen in ihrer freudigen, sprich potenzierenden Gegenmacht durch Körper, Zeiten und Räume hindurch. Das aktivistische Unternehmen des Mediencenters lag in der Absicht, diese Aktivitäten als kreative Ereignisse durch die Schaffung medialer Plattformen, Sinnesweisen und Erfahrungen unmittelbar erlebbar zu machen.

Affektives Verschalten heißt, Zeitlichkeiten in Beziehung zu setzen oder, in den Worten William James’, „langfristige und kurzzeitige Aktivitäten“.[31] Anders gesagt sind es die Mikroperzeptionen einer Geste, die unter bestimmten Bedingungen empfindbar werden und das Vermögen zur Erweiterung eines anderen Ereignisses zu einer anderen Zeit und in einem anderen Raum mit sich tragen. „Verschalten“ meint dann etwas anderes als konventionellere Begriffe wie „Kommunikation“ oder „Übertragung“. Während Kommunikation und Übertragung Prozesse des Sendens und Empfangens identifizierbarer Entitäten sind, involviert der Prozess des Verschaltens immer eine Verschiebung, nicht nur von Bedeutung, sondern der gesamten sinnlichen und materiellen Infrastruktur (von Körpern und Maschinen). Verschaltungen rufen Phasenverschiebungen sowie Zustandsveränderungen hervor und generieren so Änderungsereignisse des Gesamtzustandes (auch wenn es nur die gefühlte Empfindung eines Körpers ist). Eine der grundlegenden Herausforderungen für den gegenwärtigen Aktivismus liegt darin, Technopolitiken zu schaffen, die solche Modi der sinnlichen Erweiterung hervorzurufen in der Lage sind.

Die Technökologie des FC/MC in seinen Aktivierungsweisen und Einschreibungen ging weit über ein Selbstverständnis der Konnektivität und sich verbindender Netzwerke hinaus. Als Praxis beinhaltet das Verschalten eine Affirmation der autonomen Existenzkraft des Affekts; dieser mag zwar vorgreifend vorgespurt sein, lässt sich in seinen Effekten aber nicht kontrollieren.[32] Eine solche offene Form des affektiven Verschaltens funktioniert nur als ein Experimentieren jenseits der Vereinnahmung durch Repräsentation. Einer der durchschlagendsten Effekte des FC/MC lag in seiner zugänglichen Infrastruktur, die während seiner 96-stündigen Existenz unterschiedlichste Nutzungen und Produktionsweisen zuließ. Neben einem frei flottierenden Redaktionsbüro, das den Livestream und den Youtube-Kanal fütterte, entstanden viele kleine Projekte aufgrund des ständig wachsenden Videoarchivs. Techniken und Wissen wurden geteilt und getauscht, neue Beziehungen zwischen heterogenen Elementen hergestellt, neue Kollaborationen entstanden. Alles fand zugleich in der Unmittelbarkeit des Ereignisses statt, während sich das Geschehen auf der Straße ebenso in viele mikrozeitliche, sinnliche und bis heute nachhallende Verdichtungen ergoss. Ethisch bedeutet/e dies, sich zu fragen, auf welche Art man experimentieren kann, damit die repräsentationalen Vereinnahmungen für eine gewisse Zeit aufgeschoben werden, um neue Register einer Auseinandersetzung mit dem Ereignis zu öffnen. Zudem stellt/e sich die Frage, wie all dies sich in Protestformen, Widerstandsweisen und Diskurse sowie bunte Ausdrucksformen einer vielstimmigen sozialen Bewegung, wie wir sie während des G20-Gipfels erlebt haben, einschreiben kann. Ästhetisch gesehen bewegt sich diese Art der affektiven Verschaltung und Spannung durch die Sinneswahrnehmung und verändert die dominanten Denk- und Empfindungsregime, indem sie sie jenseits dichotomer Bedeutungsstrukturen hin zu einem erweiterten Erfahrungsfeld orientiert. Die Herausforderung liegt im Sinnstiften durch die kritischsten Aspekte der Sinnlichkeit, dort, wo eine antagonistische Logik zu einer polyphonen Komplexität explodiert. Einer Komplexität, die sich nur zum Experimentieren öffnet und sich einer kategorialen Vorwegnahme vereinfachender Narrative von Gewalt und Sicherheit verschließt.

Das Mediencenter wurde zu einer molekularen Zeitmaschine im Zusammenfügen von Körpern und Maschinen, Perzeptionen und Affekten in ihrem konstitutiven „ontomachtvollen“ Vermögen. Es intervenierte nicht nur in die visuellen und sinnlichen Diskurse gegenwärtiger Formen des medialisierten Protests; es re-animierte bereits existierende erfinderische Gegenmächte in aktivistischen Praktiken. Anders gesagt fügte es Zeitlichkeiten von Körpern, Erfahrungen und Erinnerungen zusammen, um sie zu verschiedenen Ausdrucksweisen auf Medienplattformen zu verschalten.

Es handelt sich bei diesen Zeitlichkeitsebenen um alles andere als um eine Binarität zwischen subjektiv erlebter und maschinischer Zeit. Affektive Medienpolitiken sind in sich zeitbasiert, sie kontrahieren unterschiedliche Zeitlichkeiten zu einer konsistenten Aktualisierungsebene, lassen jedoch die Zeitlichkeiten asynchron und differenziell wirken. Erst hierdurch entsteht der aktivierende und singuläre Sinn des Activist Sense. Das Archiv der großen Mengen audiovisuellen Materials ist der offensichtlichste Strang, in dem die affektiven Kräfte des Ereignisses G20-Gipfel bis in die Gegenwart nachhallen. Zugleich ist das affektive Verschalten von Zeitlichkeiten als „Mikropolitiken der Singularität“ außerdem herausgefordert, mit den Vermögen des Activist Sense Zeitlichkeit zu einem relevanten Element im übergreifenden affektiven Geschehen von Ereignissen zu machen.[33] Auf die Genese der Ästhetik einer technopolitischen Praxis und Guattaris Forderung nach einer „existenziellen Teilhabe, die auf einer immer wieder neu zu erobernden Immanenz fußt“, zurückblickend, erscheint das FC/MC als Singularität mit raumzeitlicher Signatur, deren Immanenz in der Ereignisökologie des weiteren G20-Widerstandsnetzwerks direkt empfunden wurde. Für die Zukunft bleibt nicht nur die Frage relevant, wie die affektiven Verschaltungen eines Activist Sense technökologische Gefüge für eine sinnliche und diskursive translokale Ansteckung eröffnen können (Buenos Aires kommt in Sicht für das nächste G20-Treffen). Activist Sense unterstreicht auch die Notwendigkeit einer Neueroberung der materiellen und verkörperten Basis auf der Straße und vor den Bildschirmen, in den Übertragungsfrequenzen und transindividuell empfundenen Erfahrungen, sprich auf einer immanent affektiven und kollektiven Ebene, die ihre singulären Ausdrucksweisen finden muss. Das FC/MC könnte eine erste Idee einer solchen zeitlichen Differenzierung bisher molarisierter Ereignisstrukturen sein, insb. durch die aufblitzenden affektiven Verschaltungen, die eben nicht nur in digitalisierte audiovisuelle Ströme, sondern auch in unendlich minutiösen Begegnungen zwischen Menschen auf der ganzen Welt getragen wurden. Es geht um dieses Praktizieren in unterschiedlichen Kontexten und Geografien, mit unterschiedlichen Mitteln und Vermögen zur Verschaltung ihrer Anliegen – vom Organisieren einer Volxküche bis zum Verbinden einer 4G-Kamera mit einem Livestream oder der Planung eines indigenen Widerstands gegen den Extraktivismus in Lateinamerika.

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[1] Ich habe den englischen Begriff sensation entsprechend der Übersetzung von Francis Bacon. Logik der Sensation von Gilles Deleuze mit „Sensation“ (anstelle von „Empfindung“) übersetzt. Der Grund liegt im Wortstamm sense, das auch in „Activist Sense“ auftaucht und hier die doppelte Bedeutung von „Sinn“ als „sinnlich“ und „sinnhaft“ unterstreichen soll. Sensation hat hier also nichts mit etwas „Sensationellem“ im Sinne eines Spektakels zu tun.

[2] Für eine generelle Entwicklung des Kampfrufs „another world is possible“ vgl. Pignarre, Philippe; Stengers, Isabelle, Capitalist Sorcery: Breaking the Spell, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2011.

[3] Vgl. Parisi, Luciana, „Technoecologies of Sensation“, in: Herzogenrath, Bernd (Hg.), Deleuze/Guattari & Ecology, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2009, S. 182–199.

[4] Vgl. ebd., S. 189. Im Kontrast dazu betont Eric Kluitenberg in „Techno-Ecologies: Inhabiting the deep technological spheres of everyday life“ (in: Acoustic Space [11/2013], S. 9–14) den Beginn der vernetzten Medienkommunikationstechnologien, die „eine Komplexität sozialer Beziehungen, die wir erst zu kartieren begonnen haben“ (S. 13), hervorbrächten, und er geht davon aus, dass solche Medien als gegebene Technologien verhandelt werden würden.

[5] Vgl. z. B. Gerbaudo, Paolo, Tweets in the Streets: Social Media and Contemporary Activism, London: Pluto Press, 2012; Kluitenberg, Eric, „Affect Space: Witnessing the Movement(s) of the Squares“, in: open! Online (10/2015), https://www.onlineopen.org/affect-space; Leistert, Oliver, From Protest to Surveillance – The Political Rationality of Mobile Media, Frankfurt am Main: Peter Lang, 2013.

[6] Vgl. Sánchez Cedillo, Rául, „15M als Aufstand der Körper-Maschine“, in: Lorey, Isabell; Nigro, Roberto; Raunig, Gerald (Hg.), Inventionen II. Exodus. Reale Demokratie. Immanenz. Territorium. Maßlose Differenz. Biopolitik, Zürich: diaphanes, 2011, S. 48–60.

[7] Vgl. http://comoacabarconelmal.net/h-en/ und vor allem http://comoacabarconelmal.net/portfolio/237/. Für eine detaillierte Beschreibung von Technopolitiken während der 15-M-Bewegung und zu n-1 vgl. https://transversal.at/transversal/1011/raunig2/de.

[8] Hieran ließe sich auch eine Sozialkritik der teilweise bürgerlichen Strukturen und Organisationen als Basis des Unternehmens anschließen, die ich in diesem Fall jedoch für zu umfangreich halte.

[9] Für eine sehr detaillierte Beschreibung des Centers, seine Genese und Struktur vgl. Grimm, Maren; Leistert, Oliver; Keil, Siri; Bergermann, Ulrike, „Die Formatfrage stellen: Das alternative Medienzentrum FC/MC zum G20-Gipfel“, in: ZFM Jg. 18 (1/2018), S. 111–129.

[10] Vgl. https://fcmc.tv.

[11]  Vgl. die erste Presseerklärung des FC/MC: https://fcmc.tv/pdf/fcmc_pm1_2017-12-05_en.pdf und https://fcmc.tv/about/. Für einen Eindruck des Kontrasts zwischen dem FC/MC und dem offiziellen Pressezentrum in den Messehallen vgl. https://www.zdf.de/nachrichten/heute-plus/videos/alternatives-g20-pressezentrum-100.html.

[12] https://fcmc.tv/about/.

[13] Vgl. Grimm et al. 2018, S. 113f.

[14] Vgl. Guattari, Félix, Die drei Ökologien, Wien: Passagen Verlag, 2016.

[15] Raunig, Gerald, „Technökologien. Milieus, dividuelle Linien und subsistenzielle Territorien“, in diesem Band.

[16] Einen ähnlichen Verweis macht Ned Rossiter im Kapitel „Processual Media Theory“, in: ders., Organized Networks: Media Theory, Creative Labour, New Institutions, Rotterdam: Nai Publishers, 2006, S. 166–195.

[17] Guattari, Félix, „Für eine Neubegründung sozialer Praktiken“, in: Bärtsch, Tobias; Drognitz, Daniel; Eschenmoser, Sarah; Grieder, Michael; Hanselmann, Adrian; Kamber, Alexander; Rauch, Anna-Pia; Raunig, Gerald; Schreibmüller, Pascale; Schrick, Nadine; Umurungi, Marilyn; Vanecek, Jana (Hg.). Ökologien der Sorge, Wien: transversal texts 2018, S. 217.

[18] Vgl. Guattari, Félix, „Das neue ästhetische Paradigma“, in: ders.,  Chaosmose, Wien: Turia + Kant, 2014, S. 125–150.

[19] Vgl. http://www.zeit.de/news/2017-07/08/g20-fruehere-zitate-zur-sicherheit-des-g20-gipfels-08101203.

[20] Vgl. Grimm et al. 2018, S. 114 und 126.

[21] Vgl. Rancière, Jacques, Die Aufteilung des Sinnlichen: Die Politik der Kunst und ihre Paradoxien, Berlin: b_books, 2005.

[22] James, William, Essays in Radical Empiricism, Lincoln: University of Nebraska Press, 1996, S. 161.

[23] Vgl. Massumi, Brian, Ontopower, War, Powers, and the State of Perception, Durham: Duke University Press, 2015, S. 3–20.

[24] Für einen Überblick der mehr als 70 Produktionen, die durch das Mediencenter entstanden sind, vgl. https://www.youtube.com/channel/UCHDTjtjyMFJqAhE4DxjAg9Q.

[25] Vgl. Grimm et al. 2018, S. 128.

[26] Vgl. Butler, Judith, „Köperallianzen und die Politik der Straße“, in: dies., Anmerkungen zu einer performativen Theorie der Versammlung, Berlin: Suhrkamp, 2016, S. 91–132.

[27] Vgl. Parisi 2009, S. 190.

[28] Vgl. Massumi, Brian, Semblance and Event: Activist Philosophy and the Occurrent Arts, Cambridge/Mass.: MIT Press, 2011, S. 112.

[29] Vgl. Massumi, Brian, The Power at the End of the Economy, Durham: Duke University Press, 2015, S. 91.

[30] Vgl. Butler 2011.

[31] James 1996, S.188.

[32] Vgl. Massumi, Brian, Parables for the Virtual: Movement, Affect, Sensation, Durham: Duke University Press, 2002, S. 35.

[33] Vgl. Guattari, Félix; Rolnik, Suely, Molecular Revolution in Brazil, Los Angeles: Semiotext(e), 2008, S. 183.