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02 2012

Materialität des Wissens

Therese Kaufmann

In einigen jüngeren Texten zu den Bedingungen und Erscheinungsformen des kognitiven Kapitalismus sind immer wieder kritische Töne in Bezug auf die eigene Theoriebildung wahrnehmbar.[1] Diese gelten nicht der analytischen Figur des kognitiven Kapitalismus an sich und stellen auch nicht grundsätzlich jene – abhängig vom jeweiligen theoretisch-politischen Hintergrund – durchaus divergenten Positionen in Frage, die das Wissen, die Immaterialisierung von Arbeit und deren affektive und kreative Qualitäten zu den bestimmenden Paradigmen heutiger Produktivität erklären.[2] In Nebensätzen oder einzelnen Hinweisen, seltener in Form einer extensiven Auseinandersetzung, sind es vor allem Zweifel an der Möglichkeit einer bruchlosen und in sich geschlossenen Darstellung der Zusammenhänge von Wissen, Information und Kommunikation als Grundlagen des ökonomischen Wachstums und der so genannten Kontrollgesellschaft mit ihren veränderten Zeitregimes und Mechanismen der Prekarisierung, die laut werden.[3]

Dieser Aufsatz folgt einigen dieser Überlegungen entlang der Unebenheiten und Mehrdimensionalitäten innerhalb der Kritik des „kognitiven Kapitalismus“, seiner Symptome, Auswirkungen und Bedeutungen im heutigen Wissensparadigma. Einer der Ausgangspunkte für diese Analyse ist die Spannung zwischen Überbewertung und Unwahrnehmbarkeit, die über die bio- und geopolitischen Aspekte einer globalen Dimension hinaus- und zu einer post- bzw. dekolonialen Perspektive hinführt. Letztere scheint von besonderem Interesse, weil sie einen unmittelbaren Bezug herstellt zur epistemischen Dimension des Kolonialismus (des historischen ebenso wie seinen Neuformulierungen im globalen Kapitalismus) und zu dem, was sich in Anlehung an Enrique Dussel als „Kolonialität des Wissens“ bezeichnen ließe.

Eine solche Spurensuche fragt somit nicht nur nach den globalen, in sich disparaten Machtstrukturen des kognitiven Kapitalismus, sondern tut – teilweise damit in Zusammenhang stehend – vor allem eines: Sie bringt uns gleichsam „hinunter“ auf seinen materiellen Grund. Sie verweist auf die Materialität der reproduktiven Hintergründe der immateriellen Arbeit, auf die existenziellen Abgründe affektiver Arbeit oder auf die simplen physischen Formen von Ein- und Ausschlussverhältnissen, wie sie etwa in zwei Schlüsselelementen des postfordistischen Paradigmas sichtbar werden, nämlich Kontrolle und Mobilität. Was dabei – und nur scheinbar im Gegensatz zum Wissensparadigma – ins Zentrum rückt, sind die körperlichen Dimensionen des kognitiven Kapitalismus. Die Rassifizierung und Vergeschlechtlichung von Arbeit und Produktion verläuft ebenso wie die in ihm so wesentliche Produktion von Subjektivitäten über den rassifizierten, vergeschlechtlichten und subalternisierten Körper. Seine Materialität trägt die Spuren von Geschichte und Gegenwart, von Machtverhältnissen und -gefällen, aber auch die Spuren des Widerstands, der Subvertierung und der Kämpfe.

Keinesfalls soll es hier darum gehen, die alten Dichotomien zwischen materiell/immateriell oder Geist/Körper wiederherzustellen bzw. neu zu errichten. Was unternommen werden soll, ist die radikale Infragestellung genau jener historisch-politischen Unterscheidungen und Grenzziehungen, zu denen auch die Differenz zwischen Subjekt und Objekt des Wissens zählt. Wenn im späteren Verlauf dieses Aufsatzes die Frage „Welches Wissen?“ in Relation zur Frage seines Managements[4] – unter anderem anhand einzelner, für den vorliegenden Kontext relevanter, Disziplinen – gestellt wird, verweist dies auch auf seinen Doppelcharakter. Das Wissen ist nicht reines Objekt, sondern wird gleichsam selbst zum Akteur, der über Geschichte, Macht und vor allem auch immer eine spezifische Situiertheit[5] verfügt.

Die folgenden beiden Kapitel widmen sich der Auseinandersetzung mit den Brüchen und Dissonanzen innerhalb der Theorie des kognitiven Kapitalismus, die exemplarisch anhand der reproduktiven bzw. der affektiven Arbeit und der Frage nach einer „neuen“ internationalen Arbeitsteilung diskutiert werden. Ein Exkurs unter dem Titel „Welches Wissen unter welchen Bedingungen?“ nimmt, wie bereits angesprochen, die Rolle des Wissens in seiner geohistorischen, institutionellen und disziplinären Bedingtheit in den Blick, während der letzte Teil dieses Aufsatzes wieder zurückführen wird zur Ausgangsfrage nach der Materialität der Wissenproduktion und zur Disposition stellt, inwiefern eine verkörperte Produktion des Wissens auch seine Vervielfältigung impliziert.


Unwahrnehmbarkeiten und Brüche

Wenn das Wissensparadigma heute hegemonial scheint, so geschieht dies aus sehr unterschiedlichen politischen, aber auch wissenschaftlich-analytischen Motiven. Wissen und Wissensarbeit zu den Motoren heutiger gesellschaftlicher Entwicklungen und des ökonomischen Wachstums zu erklären, fungiert nicht nur als Diagnose, sondern – in Überschneidung etwa mit Hype um Kreativität und Innovation – auch als Ausdruck eines Desiderats, einer Zielvorstellung neoliberaler Politik. Unter Ausdünnung des Wohlfahrtsstaats werden Wissens- und Kreativökonomien zu den Hoffnungsträgerinnen im globalen Wettbewerb, was einen sichtbaren Kulminationspunkt etwa in den Zielformulierungen der Europäischen Union erreichte, diese zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Die gängigen Mainstreamdiskurse um die so genannte Wissensgesellschaft amplifizieren diese Vorstellung noch.

Im Gegensatz zu einer solchen Überaffirmation kritisiert die Theorie des kognitiven Kapitalismus die Bedingungen und Konsequenzen dieses „dritten Kapitalismus“[6] auf der Basis der Auseinandersetzung mit den sozialen Kämpfen im Italien der 1960er und 1970er Jahre und der Herausbildung der Kategorie der „immateriellen Arbeit“. Zentral ist dabei, dass die durch die in Verknüpfung mit den neuen Arbeitsformen hervorgebrachten Subjektivitäten jene Kommunikations- und Kooperationszusammenhänge produzieren, die heute die Grundlage kapitalistischer Verwertung darstellen.

Diese etwas verdichtete Darstellung soll nicht die Vielfalt theoretischer Grundlagen und Konzepte innerhalb des Ansatzes unterschlagen, vielmehr sei auf die in durchaus unterschiedliche Richtungen weisenden aktuellen Ansätze und Perspektiven verwiesen, die unter anderem in der kritischen Auseinandersetzung mit Kreativität, Affekt und Erfahrung zum Tragen kommen.[7] So will Gigi Roggero etwa das Theorem des „kognitiven Kapitalismus“ in seinem Buch The Production of Living Knowledge nicht als fixe Kategorie begreifen. Er spricht hingegen von einem „explorativen Konzept“, das dazu entwickelt worden sei, die Rolle des Wissens in heutigen Produktionsformen zu verstehen und zu beschreiben, das aber gleichzeitig einer tieferen Auseinandersetzung bedürfe, um einige seiner „problematischen theoretischen Aspekte“ überwinden zu können.[8] Dies lässt sich lesen als Hinweis auf jene Brüchigkeiten und Dissonanzen, die in generalisierenden Theoriekonzepten allzu leicht übersehen oder in die Unwahrnehmbarkeit verdrängt werden.[9]

Wenn beispielsweise Kooperation, Kommunikation und Affekt als die neuen, paradigmatischen Produktionsmodi des kognitiven Kapitalismus dargestellt werden, so kann diesen weder grundsätzliche Neuheit noch eine selbstverständliche, weltumspannende Allgemeingültigkeit attestiert werden. Deshalb mahnt Gerald Raunig auch Vorsicht ein in Bezug auf verallgemeinernde Umbruchsdiagnosen:

„Zunächst sind die ‚neuen’ Formen affektiver, kognitiver und kommunikativer Arbeit nichts grundsätzlich Neues. Antikoloniale und feministische Bewegungen weisen seit langer Zeit auf die gegenderte und rassifizierte Arbeitsteilung hin, die alles, was nicht einer bestimmten Form von Materialität und Produktion gilt, auch wenn es massiv zur Wertschöpfung beiträgt, in graue Zonen außerhalb des Wahrnehmenswerten verbannt. Dann arbeitet in Europa ein knappes Viertel der ArbeitnehmerInnen immerhin noch im industriellen Sektor. Und schließlich verschwindet der beträchtliche Rest der Drecksarbeit nicht einfach, sondern einfach nur aus dem Blickfeld der neokolonialen ‚Industriestaaten’, die nunmehr postindustriell geworden sind […].“[10]

Wenn Gerald Raunig im Anschluss daran die Veränderungen innerhalb der industriellen Produktion beschreibt, wie Großfabriken und Produktionsstätten zur Minimierung der Produktionskosten in immer neue Territorien verlagert würden, so zielt er auf das erste der häufig eingebrachten kritischen Argumente in dieser Diskussion: Die Unterschlagung der „Unterseite“[11] – um einen Begriff von Enrique Dussel aufzugreifen und aus der dekolonialen Kritik auf diesen Kontext zu übertragen – der Immaterialisierung und Informatisierung der Arbeit. Die „neuen“ Formen affektiver, kognitiver und kommunikativer Arbeit wären nicht zu denken ohne jene in die Unwahrnehmbarkeit verdrängten manuellen, industriellen oder reproduktiven Arbeiten, da auch diese nur mit Nahrung, Kleidung und einer geputzten Wohnung aufrechterhalten werden können. Ihr Wert ist ebenso unwahrnehmbar wie die Arbeiten selbst.

Angesichts der Evidenz sklavenhafter Arbeitsverhältnisse selbst in jenen Ländern, die sich als Zentren wissensbasierter Produktion wähnen, z.B. im Kontext undokumentierter, illegalisierter ArbeiterInnen im Obst- und Gemüseanbau, angesichts von Kinderarbeit und vielfältigsten Formen der Entrechtung in der Landwirtschaft und im Bergbau etc. können die massive Produktivität und der Anteil dieser Formen von Arbeit an der kapitalistischen Wertschöpfung nicht einfach ignoriert werden.[12] George Caffentzis und Silvia Federici weisen in einem Aufsatz über die politischen Implikationen eines Gebrauchs des Begriffs „kognitiver Kapitalismus“ auf die dem System inhärenten Disparitäten hin und entwickeln historische Bezugslinien, indem sie die Rolle der SklavenarbeiterInnen des 19. Jahrhunderts ins Verhältnis setzen zur industriellen Produktion jener Zeit im Norden und davon ausgehend nach der Rolle der ArbeiterInnen in den Sweatshops, Minen und den neuen landwirtschaftlichen Anlagen des Südens innerhalb des kognitiven Kapitalismus fragen. Dass sie weiters den seit den 1970er Jahren exponentiell steigenden Analphabetismus (vor allem unter Frauen) zur Sprache bringen,[13] verknüpft das Thema heutiger Arbeits- und Produktionsbedingungen mit jenem globaler Bildungssysteme und -politiken sowohl in ihrer Historizität als auch in Bezug auf seine aktuellen Mechanismen von Ein- bzw. Ausschlüssen. Das Verhältnis zwischen der Produktion und den Institutionen des Wissens bzw. der Bildung soll in einem späteren Teil des Aufsatzes noch ausführlicher beleuchtet werden.

Es ließe sich gegen obige Kritik einwenden, dass die Arbeit des „Kognitariats“ keineswegs nur aus den Höhenflügen der Wissensarbeit besteht, sondern in den „Niederungen“ der Callcenters, der Werbegrafik oder der Serviceindustrie unter teilweise stark prekarisierten Verhältnissen, einem extremen Druck zur ständigen Neuerfindung immer kreativerer, ewigjunger und sich selbst erneuernder Subjektivitäten stattfindet. Doch bedeutet die Kritik nicht eine Geringschätzung dieser Problematiken, sondern betrifft jene tendenziell universalisierenden Darstellungen, die vor allem auf überkommene koloniale und patriarchale Denk- und Analysemuster zurückführbar sind. Deshalb fordert Silvia Federici auch von einem feministischen Standpunkt aus, „die Logik des Kapitalismus“ heute, „durch die Betrachtung der Gesamtheit seiner Verhältnisse und nicht nur der Spitzen seiner wissenschaftlichen und technologischen Errungenschaften“ zu erfassen.[14] Womit wir konfroniert sind, ist ein komplexes Bild des – oft unmittelbaren – Nebeneinanders fordistischer und postfordistischer Arbeitsverhältnisse, durchkreuzt von den historischen Linien ihrer Kolonialität und Vergeschlechtlichung.


Eine „neue“ internationale Arbeitsteilung?

Der zweite, sich mit dem ersten überlappende, Punkt der Kritik bezieht sich auf die Hierarchisierungen innerhalb von Arbeitsregimen und ihre historischen Traditionslinien. Er bezieht sich auf die Frage, inwiefern innerhalb des kognitiven Kapitalismus bestimmten Arbeits- und Produktionsformen ein geringerer Wert beigemessen wird als anderen und daraus neue Formen der Arbeitsteilung entstehen.[15] Ebenso wie „neue“ und „alte“ Arbeitsteilungen ineinanderzugreifen scheinen, lassen sie sich nicht mehr an den Modellen von Zentrum und Peripherie festmachen, indem einfach von der Verlagerung der industriellen Produktion in jene Territorien ausgegangen wird, wo sie unwahrnehmbar werden. Stattdessen entsteht in den metropolitanen Zentren der globalen Wissens- und Kreativökonomien und so mancher emerging economies ein unmittelbares, teilweise brutales, arbeitsteiliges Nebeneinander von fordistischen, postfordistischen und teilweise auch feudalen und kolonialen Produktionsformen. Eine spezifische Ausprägung findet dieses Nebeneinander etwa in der affektiven Arbeit, der Pflege und Hausarbeit, kurz: in der reproduktiven Arbeit.

Ich möchte dieses Beispiel weiter ausführen: Silvia Federici zeigte in ihrem Buch Caliban and the Witch eindrücklich auf, dass der (re)produktiven Arbeit von Frauen in der Entwicklung vom Feudalismus zum Kapitalismus zwar immer eine spezifische „Arbeitsfunktion“ zukam, sie aber als quasi natürliche Ressource mystifiziert und hinsichtlich ihres Beitrags zur Kapitalakkumulation entwertet wurde.[16] Diese Entwertung und Hierarchisierung innerhalb einer vergeschlechtlichten Arbeitsteilung scheint auch unter den massiv veränderten postfordistischen Produktionsmodi längst nicht überholt. Die partiellen Verschiebungen durch die zunehmende Präsenz von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und eine „neue“ rassifizierte und ethnisierte Arbeitsteilung in Bezug auf Hausarbeit, Pflege und Kinderbetreuung führen vielmehr die Modulationskraft historischer Kodierungen unter veränderten Verhältnissen vor Augen. Encarnación Gutiérrez Rodríguez hält deshalb fest:

„Im Kontext von Migrationsregimen stellt Hausarbeit einen neuralgischen Punkt dar, um zu verstehen, wie die Logik kapitalistischer Akkumulation auf der Basis der Feminisierung und Kolonialität von Arbeit funktioniert. Die Entwertung der Hausarbeit als rassifizierte und feminisierte Arbeit entsteht in einer Logik, in der sie gesellschaftlich und kulturell als ‚unproduktive’ Arbeit kodifiziert wird.“[17]

Die Entwertung der Hausarbeit und ihre Einschätzung als „unproduktiv“ basiert laut Encarnación Gutiérrez Rodríguez auf einer kulturellen und gesellschaftlichen Kodifizierung, die über die Feminisierung und Rassifizierung bzw. die Kolonialität in die Körper eingeschrieben ist und sich in ihnen manifestiert.[18] Auf diesen Aspekt der Verkörperung werde ich am Ende dieses Aufsatzes noch einmal zurückkommen. Nicht nur „investiert das Kapital in diese Arbeit, indem sie künstlich außerhalb der Kapitalakkumulation gehalten und ihr konstitutiver Beitrag dazu ignoriert und negiert wird“, sie ist auch untrennbar verknüpft mit den historischen Genealogien internationaler „Arbeitsteilung“ von der Sklaverei bis zu den Bediensteten des Adels. In der postfordistische Arbeitswelt lassen sich Spuren feudalistischer Strukturen und somit von „Zeitlichkeiten und Bedingungen“ nachzeichnen, „die sich nicht im Skript des modernen Fortschritts und der Prosperität finden“.[19]

Das Verhältnis zwischen „produktiver“ und „reproduktiver“ Arbeit wird noch weiter verkompliziert durch jene Begrifflichkeit, die als eine der signifikantesten in der vorliegenden Diskussion gilt: „affektive Arbeit“. In der affektiven Arbeit bündeln sich die verschiedensten sozialen und kommunikativen Fähigkeiten innerhalb der immateriellen Arbeit, wobei die Produktion von Affekten selbst zum Produkt bzw. zur Ware wird. Es wird ihr einerseits ein extrem hohes Maß an Produktivität und damit Wert zugesprochen,[20] andererseits bringt die kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff einige der Punkte zur Sprache, die bereits vorher in Bezug auf die reproduktive Arbeit zentral waren. Eigenartig verschwommen und undefiniert scheint das Verhältnis zwischen den für den kognitiven Kapitalismus so zentralen kommunikativen, affektiven und kooperativen Aspekten der Arbeit und der Realität von Haus- oder Sexarbeit unter oft ausbeuterischen Bedingungen und dem Stigma der Wertlosigkeit.

George Caffentzis und Silvia Federici vertreten deshalb die Auffassung, es sei „nichts gewonnen“ durch das Label der „affektiven Arbeit“, da es äußerst problematisch sei, von angeblichen Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Formen bezahlter oder unbezahlter Haus-, Sorge- oder Sexarbeit und der Arbeit von NetzkünstlerInnen, ProgrammiererInnen etc. auszugehen.[21] In eine ähnliche Richtung, wenn auch unter anderen Vorzeichen, weist der Begriff der „Feminisierung von Arbeit“, der auf die allgemeinen Veränderungen von Arbeitsverhältnissen im Neoliberalismus im Sinne eines Hegemonialwerdens von früher vorwiegend auf Frauen zutreffenden Elementen beschreibt (und damit eine heteronormative Vorstellung von Arbeitsteilung untermauert): Er meint die Zunahme affektiver, kommunikativer etc. beruflicher Erfordernisse oder Qualitäten ebenso wie eine zunehmende Informalisierung, eine veränderte Zeitökonomie, in der Arbeitszeit und Nichtarbeitszeit tendenziell ineinander übergehen, mangelnde Existenzsicherung und eine Senkung des Lohnniveaus.[22]

Was deutlich wird in diesen Termini, ist ihre Dimension der Vergeschlechtlichung von Arbeit und die Frage des ihr zugeschriebenen Werts: wie er „produziert und vereinnahmt wird“, und „wer über die Umstände und die Art ihres Einsatzes [der Arbeit] verfügt“[23]. Die Spuren verlaufen über die Materialität des Körpers, seiner Rassifizierung und Vergeschlechtlichung, und sind immer gekoppelt an sein Verhältnis zu Grenzen, BürgerInnenrechten, Formen des Ein- und Ausschlusses. Bezeichnenderweise fehlt in der Theorie des kognitiven Kapitalismus die Sexarbeit ebenso wie die Auseinandersetzung mit Sexualisierung weitgehend, wohingegen – teilweise unter Berufung auf frühere feministische Texte zur „emotionalen Arbeit“, die oft verdrängt und vergessen wurden – beispielsweise von einer Pornografisierung der Arbeit die Rede ist. Folgende Stelle aus Beatriz Preciados Buch Testo Junkie kann dafür beispielgebend sein:

“Die beste Hightech-Schwanzlutschmaschine ist der silikonisierte schweigende Mund eines politisch unaktiven Transsexuellen ohne Zugang zu einem Geschlechtswechsel und Identitätspapieren. Die sexuellen Maschinen des dritten Jahrtausends sind lebendige Körper denen der Zugang zur politischen Sphäre versperrt ist, denen der politische Diskurs versagt wird, ohne gewerkschaftliche Rechte, Streikrecht, ohne medizinische Hilfe, ohne Arbeitslosenversicherung. Hier gibt es keine Konkurrenz zwischen Maschine und Arbeiter (wie im Fordismus); der Arbeiter wird die sexuelle Biomaschine.”[24]


Exkurs: Welches Wissen unter welchen Bedingungen?

Gigi Roggero spricht in Anlehnung an die Marx’sche Kategorie der lebendigen Arbeit vom „lebendigen Wissen“ und adressiert damit seine zentrale Rolle im Produktionsprozess ebenso wie seine unmittelbare Vereinnahmung für die kapitalistische Wertproduktion. Mit der „Produktion“ des lebendigen Wissens meint er 1. seine Hervorbringung, 2. seine produktive Kraft (potenza), die sich das Kapital angeeignet hat und die verwertet wird, und 3. die Produktivkraft der Autonomie, des Widerstands.[25] Roggero spricht unter Rückgriff auf Marx von der „verborgenen Stätte der Produktion“ zwischen Aneignung und Autonomie, Inwertsetzung und Selbstinwertsetzung. Die Inwertsetzung des Wissens, sein Zum-Produkt-werden und seine Kontrolle exakt im Sinne der Schaffung von Wertigkeiten und „Welten“[26], sind jene Aspekte, um die es in der globalisierten Ökonomie ebenso geht wie in den Strategien des Widerstands und der Kämpfe dagegen.

Der vorliegende Exkurs wird eine Reihe von Themen und Bezugspunkten in Hinblick auf diese drei Ebenen der „Produktion“ des Wissens zwar nur anreißen und ansatzweise zueinander in Beziehung setzen, soll aber die Situiertheit dieses Wissens selbst in Bezug auf die angesprochenen Unebenheiten und Differenzen innerhalb eines geohistorischen, institutionellen und disziplinären, politischen Bezugsrahmens besser veranschaulichen:

 „[…] it is knowledge that definitely loses the assumed ahistorical and neutral character that theorists of ‚human capital’ have attributed to it, not to mention those nostalgics of the ivory tower. In cognitive capitalism knowledge is at once the border of exploitation and the terrain of struggle.“[27]

Den Hintergrund dafür bilden heute ein sich zunehmend globalisierender Bildungsmarkt und die Anrufung einer „globalen Universität“[28] als ebenso komplexes wie zeichenhaftes Modell einer „distinctive homogeneity[29], die zwischen Marktliberalisierung und offshoring eine transnationale Mischung von KonsumentInnen und KlientInnen zu bedienen trachtet. Gleichzeitig bildet sich politischer Widerstand gegen die Warenförmigkeit von Bildung und gegen die zunehmende Verschuldung von Studierenden, und es formen sich neue Allianzen zwischen Unikämpfen, StudentInnenbewegungen und anderen politischen Aktionen.[30]

Im Zusammenspiel traditioneller und neuer Mechanismen von Elitenbildung, Distinktionsgewinn und gesellschaftlicher Segregation innerhalb nationaler Bildungssysteme ebenso wie auf globaler Ebene sind die Institutionen der Wissensbildung oft von verschiedenen Formen einer rassifizierten Arbeitsteilung nicht nur zwischen Lehrenden und Belehrten, sondern auch innerhalb der personellen Hierarchien in Bildungseinrichtungen geprägt.[31] Die Wissensvermittlung wiederum ist Teil eines komplexen Ineinandergreifens von zunehmend restriktiven Gesetzgebungen in den Bereichen Copyright und geistiges Eigentum, verschiedenen Projekten einer konsumistischen Fiktion des freien, weltweiten Zugangs zu Bildung und Information über Online-Veröffentlichung oder eklektische Sammlungen diverser wissenschaftlicher Inhalte,[32] während eine in sich vielfältige Open-Source-Bewegung seit Jahren an alternativen und kollektiven Lösungen arbeitet. Aufgrund des sehr eingeschränkten, wenn nicht inexistenten, Zugangs zum Internet und zu neuen Medien ist aber auch dies wiederum nur für einen bestimmten Teil der Welt relevant.

Zurück zur Universität und ihrer sich verändernden Rolle im kognitiven Zeitalter: Wenn von ihrer zunehmenden „Porosität“ die Rede ist, so ist darin weniger ein grundsätzlich neues Phänomen zu sehen, sondern eines, das sich in seinen einzelnen Elementen jener hegemonialen Ordnung von Ökonomie und Arbeitsmarkt anpasst, die das Leben heute prägt – etwa wenn Universitäten oder Fachhochschulen zunehmend wie große Unternehmen geführt werden und sie als Zielsetzung die unmittelbare „Produktion“ für den Arbeitsmarkt vorsehen. Dass die Geschichte vom „Elfenbeinturm“ immer schon zu einem hohen Grad mehr Mythos als Realität war, kann etwa am humanistischen Bildungsideal nachvollzogen werden, um jenes höchst prominente, auch heute nach wie vor kaum jemals in Frage gestellte, Beispiel zu nennen. Denn keineswegs losgelöst von der Geschichte und Ökonomie seiner Zeit, muss dieses auch im Kontext von kolonialen Expeditionen und Eroberungen und der damit zusammenhängenden ökonomischen Ausbeutung gesehen werden.

Die tradierten europäischen Bildungsideale sind auch der Hintergrund jener „epistemischen Gewalt“ [33], von der Gayatri Chakravorty Spivak spricht. Sie rückt damit eine entscheidende, bis heute auf vielfältigste Weise nachwirkende Dimension des Kolonialismus in den Blick: Jenes gigantische Projekt der Produktion, Aneignung und Vermittlung sowie der radikalen Vernichtung von Wissen, das gebunden war an einen Prozess der Aufteilung der Welt, wie sie beispielsweise von John Willinsky in Learning to Divide the World eindrucksvoll beschrieben wird.[34] Diese Aufteilung der Welt beinhaltet auch die „Arbeitsteilung“ zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Forschenden und Beforschten, und in weiterer Folge auch zwischen Lehrenden und Belehrten, zwischen jenem Wissen, das tradiert, bewahrt und verbreitet wurde und jenem, das gewaltsamer Vernichtung, Negierung und auch Abwertung ausgesetzt war:

„Das klarste Beispiel für eine solche epistemische Gewalt ist das aus der Distanz orchestrierte, weitläufige und heterogene Projekt, das koloniale Subjekt als Anderes zu konstituieren. Dieses Projekt bedeutet auch die asymmetrische Auslöschung der Spuren dieses Anderen in seiner prekären Subjektivität und Unterworfenheit.“[35]

Diese Spuren lassen sich weiterverfolgen anhand dessen, was auch als „Arbeitsteilung“ zwischen Anthropologie und Soziologie[36] beschrieben werden könnte, nämlich dass die Soziologie als zuständig für die „modernen“ Gesellschaften galt, während die (Kultur)Anthropologie gerade jenes „Andere“ und „Außen“ zu bestätigen und zu erklären hatte. Ein anderes Beispiel wäre die Auseinandersetzung mit der Theorieproduktion von AutorInnen wie Valentin Y. Mudimbe[37] oder Ngũgĩ wa Thiong’o[38], deren Forschungen zum Thema Wissensproduktion kaum Eingang finden in aktuelle Diskussionen über das so genannte Wissensparadigma in einem globalen Kontext. Dagegen lassen sich die Spuren der „Kolonialität des Wissens“ bis in die Gegenwart heutiger Migrationsregime, Integrationsdiskurse und spezifischen, damit zusammenhängenden pädagogischen Praxen verfolgen. Kien Nghi Ha beschreibt diesen Zusammenhang in seiner historischen Genealogie am Beispiel Deutschlands und der so genannten „Integrationskurse“ in ihrer Funktion als national-pädagogische Machtinstrumente.[39]

Wenn ich weiter oben vom „arbeitsteiligen“ Verhältnis zwischen Soziologie und (Kultur)Anthroplogie gesprochen habe, was sich als Hinweis auf die Kolonialität der Disziplinen lesen lässt, so scheint mir das Beispiel der vergleichsweise jungen und an diese Richtungen anschließenden Postcolonial Studies von besonderem Interesse für eine Auseinandersetzung mit den von Gigi Roggero angesprochenen komplexen Überlagerungen und Verknüpfungen von Widerstand und kapitalistischer Inwertsetzung.[40] Die enge Verwobenheit von politischen Kämpfen und Theoriebildung stellte eine Grundvoraussetzung für ihre Entstehung dar, vorweggenommen von WegbereiterInnen wie Frantz Fanon oder Léopold Senghor, oftmals weitergetragen und in engem Austausch mit dem kulturellen Feld und mit künstlerischen Bewegungen, sei es in der Harlem Renaissance, wie der Text von Christian Kravagna[41] in dieser Ausgabe zeigt, oder später beispielsweise im Britannien der späten 1960er Jahre in den Arbeiten der politischen Filmgruppe Black Audio Film Collective, die mittlerweile zum Inventar eines gewissen künstlerischen Kanons zählen und nicht mehr wegzudenken sind aus den akademischen Kontexten der Postcolonial oder der Black Studies. Heute können diese Studienrichtungen, je nach ökonomischer und lokaler Situation, ebenso Teil jener Kreisläufe von Export- und Merchandiseprodukten in der Wissensökonomie sein wie Objekte von Marginalisierung und Austeritätsmaßnahmen.

Einerseits steht hinter diesen Formen der „Disziplinierung“ eines bestimmten Wissens, das Teil von Kämpfen und Emanzipationsbewegungen ist oder war, jener Akt der „Selbsterfindung“, der etwa über eine eigene Geschichtsschreibung und eine „Neuerfindung der Wissensproduktion“[42] verläuft, wie sie auch im Kontext der StudentInnenrevolten um 1968 oder in feministischen Kontexten durch Selbstbildung und die oft kollektive Erarbeitung widerständigen, emanzipatorischen oder verschütteten Wissens stattfand. Andererseits aber kam es in Folge zunehmender Akademisierung und Kanonisierung auch zu jenen Prozessen der Aneignung, Kommodifizierung und Inwertsetzung, die Encarnación Gutiérrez Rodríguez kritisch unter dem Begriff „postkoloniale Rhetorik“[43] betrachet. Dass die postkoloniale Kritik mitunter zu einem Label und Merchandise-Produkt im globalen Wettbewerb der Bildungsökonomien wird, verhindert im Wissenschaftsbetrieb aber keineswegs die Marginalisierung genau jener queer-feministischen, dekolonialen Perspektiven, die sie eigentlich vertritt. Rumina Sethi kritisiert in diesem Zusammenhang die „Komplizenhaftigkeit“ der Postcolonial Studies mit dem globalen Kapitalismus und die damit einhergehenden neokolonialen Bestrebungen. Stattdessen fordert sie deren grundlegende Repolitisierung:

„If postcolonial studies is to be relevant today, it must become the voice of the people and theorize about movements against globalization, rather than becoming part of its grand design. […] they must step away from current theories of hybridity and multiculturalism, and focus on the extra-literary concerns that can help link postcolonialism with activism in the world outside the academy, working to carve out a space within the academy for rigorous self-examination and for the inclusion of the voices from international resistance movements.“[44]


Körper und Kontrolle

Wir können „das Wissen“ im Kontext der Heterogenität des heutigen postkolonialen Kapitalismus[45] somit als ein Feld von Kämpfen verstehen, in dem emanzipatorische Ziele und ökonomische Ausbeutung, Widerstand und Vereinnahmung oft äußerst nahe beieinander liegen:

„Therefore we speak of an ambivalent genealogy of cognitive and flexible labor as internal to capital understood as a social relation or to the antagonism that constitutes its plane of tension and development. […] the category of ambivalence is precisely genealogical and not dialectical: it does not indicate, therefore, a linear progress of history but tracks down the subjective matrix of a process determined by a field of antagonistic forces, focusing on the new terrain of conflict and ist possibilities outside of every deterministic premise, therefore illustrating its elements of historicity and contingency.“[46]

Worum es in diesem abschließenden Kapitel noch einmal gehen soll, ist, dass Teil dieses Feldes antagonistischer Kräfte immer auch die ihm zugrunde liegenden materiellen Ressourcen[47] und jene Leben und Körper sind, über die die Spuren von Geschichte und Kontingenz verlaufen. Immaterialität und Materialität, Wissen und Körper, Deterritorialisierung und Reterritorialisierung stehen in einem ständigen Wechselverhältnis zueinander, einem „Modus der Modulation“[48] jenseits eines Rahmens der zeitlichen Abfolge, in der das Fortschrittsparadigma dem Materiellen ein früheres Stadium zugewiesen hätte.

„Die Modulation ist ein Modus der Machtausübung. Sie wirkt auf den Körper ein, aber gerade diese verkörperlichte Dimension steht auf dem Spiel“[49], schreibt Maurizio Lazzarato. Die von ihm vorgenommene Trennung zwischen dem verkörperten Gedächtnis der Disziplinargesellschaft und dem Gedächtnis als „Geist“ in der Kontrollgesellschaft könnte aber selbst im Sinne jenes Modus’ der Modulation gesehen werden, innerhalb dessen Subjekte ebenso produziert werden wie Intellekte und eben auch Körper. Maria Ruido spricht deshalb von „Produktionskörpern“ und schlägt vor, nicht nur all das, was den Körper diszipliniert und stresst, sondern auch alles, was ihn konstruiert, als Arbeit zu definieren:

 „[...] the working body has expanded and diversified. With the dissolution of the usual hierarchies of industrial capital and the imposition of a false reticularity that expands everything that is related to work to all spaces and times, we all have become ‚bodies of production’.“[50]

Die These eines „verkörperten Kapitalismus“ (embodied capitalism)[51] verdeutlicht diese spezifische Zentralität des Körpers in heutigen Arbeits-, Grenz- und Mobilitätsregimen. Nicht umsonst ist im Kontext einer Analyse der transnationalen Rekrutierung von IT-ArbeiterInnen ganz offen von „body shopping[52] die Rede. Die kapitalistische Wertproduktion verläuft über die vielfältigen Formen (re)produzierter, konstruierter Körperlichkeiten im Zusammenspiel mit Kontrolle und Mobilität bzw. deren Zusammenwirken als zentrale Elemente heutiger Produktionsweisen. „Today, the recombination of emergent bodies and materialities and the porocratic control of mobility both become the sources and means of value creation.“[53], fassen die Autoren des Bandes Escape Routes zusammen und bekräftigen die Notwendigkeit einer grundlegenderen theoretischen Auseinandersetzung mit der bisher tendenziell vernachlässigten Rolle des Körpers in der Soziologie der Arbeit.

Das Konzept eines „verkörperten Wissens“ kann die Materialität von Wissensproduktion in einer Form verorten, die „race, class und gender“ als politische Kategorien erneut wirksam werden lassen kann. Encarnación Gutiérrez Rodríguez entwickelt diesen Ansatz deshalb auch unter Bezugnahme auf feministische Standpunkttheorien und deren Insistieren auf die ontologische Dimension der Epistemologie einerseits, und andererseits im Rückgriff auf Bourdieus Beschreibung der Körperlichkeit gesellschaftlicher Macht.[54]  Ihre Kritik an einer „postkolonialen Rhetorik“, die ich bereits im Zusammenhang einer „Verwertung“ der Postcolonial Studies im globalen Bildungswettbewerb angesprochen habe, ist auch unmittelbar gekoppelt an die Ausschlussmechanismen gegenüber dem rassifizierten, sixualisierten Körper durch die Personalpolitiken in den Bildungsinstitutionen. Dass diese rassifizierten Formen der Arbeitsteilung innerhalb der globalen, „informatisierten Universität des 21. Jahrhunderts“ ganz spezifisch einen „differentiellen Rassismus“ widerspiegeln, zeigt Ned Rossiter in seiner Analyse.[55]

Die Frage nach der Konstituierung des Körpers unter dem postfordistischen Paradigma der immateriellen Produktion lässt an Donna Haraways Forderung aus den späten 1980er Jahren denken: „We need the power of modern critical theories of how meanings and bodies get made, not in order to deny meanings and bodies, but in order to build meanings and bodies that have a chance for life.“[56] Diese Chance auf ein Leben und eine Zukunft entscheidet sich nicht zuletzt an einem der paradigmatischsten Elemente des Postfordismus: dem Kontrollparadigma. Am sinnfälligsten wird es wohl verkörpert in den vielfältigen Grenz- und Mobilitätsregimen, die wiederum herausgefordert werden von den verschiedenen Formen fluider, klandestiner, multidirektionaler Formen der Mobilität.[57]

Ein spezifisches Beispiel im Bereich der Bildungsinstitutionen ist die Verschärfung restriktiver Zugangsbeschränkungen, die unmittelbar korrespondieren mit den jeweiligen – mehr oder weniger durchlässigen – Grenzregimes.[58] In der Wissensproduktion und der Forschung hingegen dominiert ein, wie Encarnación Gutiérrez Rodríguez es audrückt, „methodologischer Nationalismus“[59] und jene Management-Sprache basierend auf Kontrolle, Regulierung und verschiedenen „systems of measure[60], die den Wert der Arbeit quantifizieren sollen. Wenn Ned Rossiter in seiner Analyse der Mobilität von IT-Arbeit, aber auch der Mobilität von Gütern und Dingen (z.B. Elektromüll), die „globale Logistik-Industrie“ als Methode nicht nur der Organisation, sondern vor allem als Methode der Regierung beschreibt, die die materiellen Lebensbedingungen vieler Menschen bestimmt, wird genau jener Zusammenhang zwischen kognitiver Arbeit und Kontrolle sichtbar, die laut Ned Rossiter auch in die Richtung neuer Kämpfe weist: „Key here is the return of materiality to computational and informatized life.“[61]

Diese Auseinandersetzung mit der epistemischen Basis der ontologischen Dimension der Arbeit ließ auch jene „Spuren der Wiederholung der ‚ursprünglichen Akkumulation’“[62] sichtbar werden, die laut Sandro Mezzadra insbesondere – wenn auch nicht ausschließlich – in der Überwachung, Handhabe und Kontrolle der migrantischen Arbeit sichtbar werden, ähnlich wie auch Encarnación Gutiérrez Rodríguez unter Berufung auf Gayatri Chakravorty Spivaks anmerkt:

 „[…] Spivak reminds us about the axiological and textual implication of the materialist predication of the subject. […] Spivak stresses that original forms of capital accumulation have not been replaced by the new modes of production in advanced capitalism. Rather, they work simultaneously […].“[63]

Diese Gleichzeitigkeit, Dissonanz und Brüchigkeit jeder aktuellen Perspektive auf das Verhältnis von Wissen und Arbeit, wie es sich am rassifizierten, sexualisierten und vergeschlechtlichten Körper festmachen lässt, fragt deshalb auch, wie ich glaube, nach einer Vervielfältigung der Begriffe des Wissens[64] selbst und einer politischen und analytischen Auseinandersetzung mit diesen Wissensformen.

 



[1] Z.B. Gigi Roggero, The Production of Living Knowledge. The Crisis of the University and the Transformation of Labor in Europe and North America, Philadelphia: Temple University Press 2011.

[2] Vgl. die Divergenzen beispielsweise zwischen den Positionen von Antonella Corsani und ihrer grundsätzlichen Kritik an der politischen Ökonomie und Carlo Vercellone, der die Relevanz der Marx’schen Kategorien aufzeigt: Antonella Corsani, “Wissen und Arbeit im kognitiven Kapitalismus. Die Sackgasse der politischen Ökonomie”, in: Thomas Atzert und Jost Müller (Hg.): Immaterielle Arbeit und imperiale Souveränität. Analysen und Diskussionen zu Empire, Münster: Westfälisches Dampfboot 2004, S. 156-174; Carlo Vercellone, „From Formal Subsumption to General Intellect: Elements for a Marxist Reading of the Thesis of Cognitive Capitalism”, in: Historical Materialsm 15 2007, S. 13-36, http://www.generation-online.org/c/fc_rent5.pdf.

[3] Eine weitreichendere Auseinandersetzung hinsichtlich jener kritischen Punkte fand bisher oft aus aktivistischen Kontexten heraus statt, wie z.B. dem Edufactory-Kollektiv oder Precarias a la Deriva; vgl. Towards a Global Autonomous University. Cognitive Labor, The Production of Knowledge, and Exodus from the Education Factory, Autonomedia 2009; http://www.edu-factory.org; Precarias a la Deriva, Was ist dein Streik? Militante Streifzüge durch die Kreisläufe der Prekarität, Wien: Turia und Kant 2011.

[4] Sunil Sahasrabudhey und Amit Basole beschreiben die Bedeutung des Wissensmanagements folgendermaßen: „In short the global economy and the Internet have created the conditions to use a ‚market meter’ for all knowledge. This is a practical metric and theoretically the new outlook refuses to accept any hierarchy in the world of knowledge, save knowledge management, which sits at the top, declares itself a genuine member of the world of knowledge and proceeds to assume the command. It is now knowledge management that reorders the world of knowledge once ordered by science.” Sunil Sahasrabudhey und Amit Basole, Re-inventing the Indian University: Arguing from a Lokavidya Standpoint, Vidya Ashram, Sarnath, Varanasi, India 2011.

[5] Donna Haraway bringt in ihrem bekannten Aufsatz zum „situierten Wissen“ als Alternative zur von ihr kritisierten, angeblichen wissenschaftlichen Objektivität den Begriff der „Vision“ ein, der für sie nicht nur dazu dient, binäre Oppositionen zu vermeiden, sondern der auch immer an eine Körperlichkeit geknüpft ist, auf einen „markierten Körper“ verweist. Vgl. Donna Haraway, „Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive“, in: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen, Frankfurt/Main, New York: Campus 1995, S. 80.

[6] Yann Moulier Boutang, „Marx in Kalifornien: Der dritte Kapitalismus und die alte politische Ökonomie”, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (B 52-53/2001), http://www.bpb.de/files/62G035.pdf

[7] Mir scheint die Verbindung zwischen Subjektivität und Erfahrung im Postfordismus hier wesentlich. Vgl. Niamh Stephenson und Dimitris Papadopoulos, Analysing Everyday Experience. Social Research and Political Change, Hampshire, New York: Palgrave Macmillan 2006.

[8] Vgl. Gigi Roggero, The Production of Living Knowledge. The Crisis of the University and the Transformation of Labor in Europe and North America, Philadelphia: Temple University Press 2011, S. 41.

[9] Vgl. Sandro Mezzadra in dieser Ausgabe: „How Many Histories of Labor? Towards a Theory of Postcolonial Capitalism”, in: transversal 01 2012, http://eipcp.net/transversal/0112/mezzadra/de.

[10] Gerald Raunig, Fabriken des Wissens. Streifen und Glätten 1, Zürich: diaphanes 2011, S. 16-17. Vgl. Auch Maria Ruido, die spezifisch auf die Materialität und (oft weibliche) Körperlichkeit großer transnational agierender industrieller Produktionsstätten hinweist. María Ruido, Just Do It! Bodies and Images of Women in the New Division of Labor, February 8, 2011, http://caringlabor.wordpress.com/2011/02/08/maria-ruido-just-do-it-bodies-and-images-of-women-in-the-new-division-of-labor/#more-1183.

[11] Vgl. Enrique Dussel, The Underside of Modernity: Apel, Ricoeur, Rorty, Taylor and the Philosophy of Liberation, Atlantic Highland, NJ: Humanities Press 1996.

[12] Vgl. George Caffentzis und Silvia Federici: „Warum erleben wir am Höhepunkt einer Ära des ‚kognitiven Kapitalismus’ eine Ausweitung von Arbeit unter sklavenähnlichen Bedingungen, auf der untersten Ebene technologischen Know-hows, von Kinderarbeit, Arbeit in Sweatshops, in neuen landwirtschaftlichen Plantagen und auf den Grubenfeldern Lateinamerikas, Afrikas usw.? Heißt das, dass die ArbeiterInnen unter diesen Bedingungen ‚kognitive ArbeiterInnen’ sind? Sind sie und ihre Kämpfe unbedeutend für und/oder außerhalb des Kreislaufs kapitalistischer Akkumulation? Warum hat sich die Lohnarbeit – die einst als die bestimmende Form kapitalistischer Arbeit galt – noch nicht einmal auf die Mehrheit der ArbeiterInnen in kapitalistischen Gesellschaften ausgeweitet?” George Caffentzis und Silvia Federici, „Anmerkungen zur edu-factory und zum kognitiven Kapitalismus“, in: transversal 08 2009, http://eipcp.net/transversal/0809/caffentzisfederici/de.

[13] Ebd.

[14] Ebd. sowie Silvia Federici, Precarious Labor: A Feminist Viewpoint, Lecture October 28th 2006, http://inthemiddleofthewhirlwind.wordpress.com/precarious-labor-a-feminist-viewpoint/.

[15] Vgl. María Ruido, Just Do It! und Silvia Federici, „Reproduction and Feminist Stuggle in the New International Division of Labor“, in: Mariarosa Dalla Costa, Giovanna Franca Dalla Costa (Hg.), Women, Development, and Labor of Reproduction: Struggles and Movements, Trenton, NJ: Africa World Press 1999, S. 47-82.

[16] Vgl. Silvia Federici, Caliban and the Witch. Women, the Body and Primitive Accumulation, New York: Autonomedia 2004. Vgl. auch die so genannte „Hausarbeitsdebatte“ der 1980er Jahre bzw. die von der italienischen Operaistin Mariarosa Dalla Costa aufgestellte Forderung nach „Lohn für Hausarbeit“.

[17] Encarnación Gutiérrez Rodríguez, „Politiken der Affekte. Transversale Konvivialität”, in: Isabell Lorey, Roberto Nigro, Gerald Raunig (Hg.), Inventionen I, Zürich: diaphanes 2011, S. 215; online in: transversal 08 2011, http://eipcp.net/transversal/0811/gutierrezrodriguez/de.

[18] Ebd., S. 216.

[19] Ebd., S. 217. Zur Frage der Zeitlichkeiten vgl. auch Sandro Mezzadra, „How Many Histories of Labor? Towards a Theory of Postcolonial Capitalism”, in: transversal 01 2012, http://eipcp.net/transversal/0112/mezzadra/de.

[20] „Die affektive Arbeit ist heute nicht nur direkt produktiv für das Kapital, mehr noch, sie bildet die Spitze in der Hierarchie der Arbeitsformen.“ Michael Hardt, „Immaterielle Produktion, Biomacht und Potenziale der Befreiung”, in: Jungle World Nr. 2, 2. Januar 2002, http://jungle-world.com/artikel/2002/01/24688.html.

[21] Vgl. George Caffentzis und Silvia Federici, „Anmerkungen zur edu-factory und zum kognitiven Kapitalismus”, in: transversal 08 2009, http://eipcp.net/transversal/0809/caffentzisfederici/de.

[22] Dem Begriff der „Feminisierung der Arbeit“ wurden sehr unterschiedliche Bedeutungen zugewiesen, doch scheint die hier verwendete Definition die aktuellste und relevanteste in diesem Kontext. Vgl. auch Maria Mies, „Hausfrauisierung, Globalisierung, Subsistenzperspektive“, in: Marcel van der Linden und Karl Heinz Roth (Hg.), Über Marx hinaus. Arbeitsgeschichte und Arbeitsbegriff in der Konfrontation mit den globalen Arbeitsverhältnissen des 21. Jahrhunderts, Berlin, Hamburg: Assoziation A 2009, S. 257-289.

[23] Gigi Roggero, „Was das lebendige Wissen vermag“, in: transversal 08 2009, http://eipcp.net/transversal/0809/roggero/de.

[24] Beatriz Preciado, Testo yonqui, Madrid 2008, S. 262, zitiert nach Cornelia Möser, “Immaterielle und unsichtbare Arbeit. Überlegungen zu einer queerfeministischen Ökonomiekritik”, Phase 2.37, 2010, http://phase2.nadir.org/rechts.php?artikel=829&print=#u13.

[25] Vgl. Gigi Roggero, The Production of Living Knowledge, S. 26.

[26] Ich greife hier Spivaks Begriff des „worldings“ auf. Vgl. Spivak, Gayatri Chakravorty, A Critique of Postcolonial Reason. Towards a History of the Vanishing Present, Cambridge, London: Harvard University Press 1999, S. 114.

[27] Gigi Roggero, The Production of Living Knowledge, S. 79.

[28] Andrew Ross, „The Rise oft he Global University“, in: Towards a Global Autonomous University. The Edufactory Collective, New York: Autonomedia 2009, S. 18-31.

[29] Brett de Bary, „Introduction“, in: Universities in Translation. The Mental Labor of Globalization, Hong Kong University Press 2010, S. 2.

[30] Zu nennen wären hier die Vernetzung zwischen Unikämpfen und Arbeitskämpfen oder mit der Occupy-Bewegung. Bei der Besetzung der Universitäten ging es immer wieder um die Generierung und Verbreitung von einem „Besetzungswissen“ (vgl. The Occupation Cookbook or the Model of Occupation of the Faculty of Humanities and Social Sciences in Zagreb, Autonomedia 2009), aber auch um Schwerpunktsetzungen in Bezug auf marginalisierte, politisierte und emanzipatorische Wissensformen und Forschungspraxen, etwa in einzelnen Arbeitsgruppen.

[31] Vgl. Ned Rossiter, „The informational university, the uneven distribution of expertise, and the racialisation of labour“, in: EduFactory Web Journal, 0 Issue January 2010, p. 62-73.

[33] Gayatri Chakravorty Spivak, Can the Subaltern Speak? Postkolonialität und subalterne Artikulation, Wien: Turia und Kant 2008, S. 42.

[34] „We need to learn again how five centuries of studying, classifying, and ordering humanity within an imperial context gave rise to peculiar and powerful ideas of race, culture and nation that were, in effect, conceptual instruments that the West used both to divide up and to educate the world.“ John Willinsky, Learning to divide the world: Education at Empire's end, Minneapolis: University of Minnesota Press 1998, S. 2-3.

[35] Gayatri Chakravorty Spivak, Can the Subaltern Speak?, S. 42.

[36] Vgl. Stuart Hall: „[O]ne of the surprising places where its [the discourse of ‚the West and the Rest’] effects can still be seen is in the language, theoretical models and hidden assumptions of modern sociology itself.“ Stuart Hall, „The West and the Rest: Discourse and Power“, in: Stuart Hall und Bram Gieben (Hg.), Formations of Modernity, Cambride: Polity Press 1992, S. 275-320, hier: S. 318. Für eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Thema siehe Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Manuela Boatc, Sérgio Costa (Hg.), Decolonizing European Sociology. Transdisciplinary Approaches, Ashgate 2010 oder Julia Reuter und Paula-Irene Villa (Hg.), Postkoloniale Soziologie. Empirische Befunde, theoretische Anschlüsse, politische Intervention, Transcript 2010.

[37] Valentin Y. Mudimbe schlägt für die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Philosophie und verschiedenen Wissenspraxen in Afrika den Begriff gnosis vor: „African discourses today, by the very epistemological distance which makes them possible, explicit, and credible as scientific or philosophical utterances, might just be commenting upon rather than unveiling la chose du texte. This notion […] could be key to the understanding of African gnosis.“ Valentin Y. Mudimbe, The Invention of Africa. Gnosis, Philosophy and the Order of Knowledge, Oxford, Bloomington: James Currey and Indiana University Press 1988, S. 183.

[38] Ngũgĩ wa Thiong’o, Decolonising the Mind. The Politics of Language in African Literature, Oxford: James Currey, Nairobi: EAEP, Portsmouth: Heinemann 1986.

[39] Vgl. Kien Nghi Ha, „Integration as Colonial Pedagogy of Postcolonial Immigrants and People of Colour: A German Case Study“, in: Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Manuela Boatc, Sérgio Costa (Hg.), Decolonizing European Sociology, S. 161-177, hier bes. S. 164.

[40] Wobei das Konzept der Postcolonial Studies/Postcolonial Theory selbst schwerlich fixiert werden kann, keine einzelne Schule repräsentierend und von ständigen Debatten durchzogen, auch im Sinne einer selbstkritischen Auseinandersetzung. Vgl. etwa Maria do Mar Castro Varela und Nikita Dhawan: „Wir bezeichnen postkoloniale Theorie deswegen als eine anti-disziplinäre Intervention, die versucht herauszuarbeiten, welche Rolle die wissenschaftlichen Disziplinen im Rahmen kolonialer Herrschaftssysteme gespielt haben und wie diese (neo-)koloniale Episteme und materielle Beziehungen reproduziert(t)en, die die ‚Anderen’ in der Position der ‚Anderen’ zu fixieren suchen.“ Maria do Mar Castro Varela und Nikita Dhawan, Feministische Postkoloniale Theorie: Gender und (De-)Kolonisierungsprozesse, in: Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft 02 2009, S. 9-18, hier S. 9.

[41] Vgl. Christian Kravagna, „Bäume des Wissens. Anthropologie, Kunst und Politik. Melville J. Herskovits und Zora Neale Hurston – Harlem um 1930“, in: transversal 01 2012, http://eipcp.net/transversal/0112/kravagna/de.

[42] „Aus den Erfahrungen um und nach 1968 können wir lernen, dass widerständige Subjektivierungsweisen und Kämpfe keineswegs nur reaktiv, sondern produktiv und inventiv sind. Natürlich ging es in den 1960er Jahren gegen die patriarchale, autoritäre und disziplinäre Universität; es ging aber auch um die Neuerfindung der Wissensproduktion.“ Gerald Raunig, Fabriken des Wissens, S. 25.

[43] Encarnación Gutiérrez Rodríguez, „Decolonizing Postcolonial Rhetoric“, in: Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Manuela Boatc, Sérgio Costa (Hg.), Decolonizing European Sociology, S. 49-67.

[44] Rumina Sethi, The Politics of Postcolonialism. Empire, Nation and Resistance, London: Pluto Press 2011, S. 12.

[45] Vgl. Sandro Mezzadra unter Berufung u.a. auf die Forschungen von Anna Tsing, Mezzadra, „Leben im Übergang“, in: transversal 1 2007, http://eipcp.net/transversal/1107/mezzadra/en und bei Gigi Roggero, The Production of Living Knowledge, S. 36.

[46] Gigi Roggero, The Production of Living Knowledge, S. 21.

[47] Vgl. den Text von Lina Dokuzović in dieser Ausgabe: „However, with finance capital, sub-prime lending and banks playing a dominant role in the crisis in the ‚developed’ world, the reality behind those immaterial assets is a very real crisis of material resources and the subsequent loss of livelihoods.“ Lina Dokuzović, Die Ressourcenkrise und die globalen Auswirkungen der Wissensökonomien, in: transversal 01 2012, http://eipcp.net/transversal/0112/dokuzovic/de.

[48] Gerald Raunig, „Im Modus der Modulation: Fabriken des Wissens”, in: transversal 08 2009, http://eipcp.net/transversal/0809/raunig/de.

[49] Maurizio Lazzarato, „Leben und Lebendiges in der Kontrollgesellschaft“, in: Marianne Pieper, Thomas Atzert, Serhat Karakayali und Vassilis Tsianos (Hg.), Empire und die biopolitische Wende. Die internationale Diskussion im Anschluss an Hardt und Negri, S. 253-268, hier: S. 265.

[50] María Ruido, Just Do It!

[51] Dimitris Papadopoulos, Niamh Stephenson und Vassilis Tsianos: Escape Routes. Control and Subversion in the Twenty-first Century, London: Pluto Press 2008, S. 223.

[52] Vgl. Xiang Biao, Global „Body-Shopping“: An Indian Labor System in the Information Technology Industry, Princeton: Princeton University Press 2007.

[53] Dimitris Papadopoulos, Niamh Stephenson und Vassilis Tsianos: Escape Routes, S. 224.

[54] Encarnación Gutiérrez Rodríguez, „Decolonizing Postcolonial Rhetoric“, in: Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Manuela Boatc und Sérgio Costa (Hg.), Decolonizing European Sociology, S. 51.

[55] Ned Rossiter, „The Informational University, the Uneven Distribution of Expertise and the Racialisation of Labour“, in: Edufactory Web Journal, zero issue January 2010, S. 62-73, hier S. 68.

[56] Donna Haraway, „Situated Knowledges: The Science Question in Feminism and the Privilege of Partial Perspective”, in: Feminist Studies, Vol. 14, No. 3. (Autumn, 1988), S. 575-599, hier S. 580, http://www.staff.amu.edu.pl/~ewa/Haraway,%20Situated%20Knowledges.pdf

Deutsch: Donna Haraway, „Situiertes Wissen“, S. 79.

[57] Vgl. Gigi Roggero: „[…] mobility becomes a decisive battlefield in the relationship between cognitive labor and capital.“, Gigi Roggero, The Production of Living Knolwedge, S. 100. Gleichsam quer dazu und ohne die genannten Hierarchien völlig aufzulösen findet im Paradigma des „Wissensmanagements“ durchaus auch die Vereinnahmung, ein Aufsaugen und Nutzbarmachen verschiedener marginalisierter, unsichtbarer oder geächteter Wissensformen statt. Die Ausbeutung indigenen Wissens oder genetischer Information, beides gekoppelt an den Körper der Subalternen, kann dabei ebenso als Beispiel dienen wie etwa ein „Wissen der Migration“, jenes klandestine Wissen, hinter dem die Grenzschutzbehörden her sind, während das Wissen der MigrantInnen im Sinne einer Migrationserfahrung und Geschichte weitgehen ignoriert wird.

[58] Vgl. z.B. den Bericht von Valérie Hartwich über die Auswirkungen der Einführung eines Punktesystems sowie von Kontrollsystemen durch das Home Office in Britannien: Valérie Hartwich, Fortress Academy. The Points-based Visa system and the policing of international students and academics, Manifesto Club Report, Februar 2010.

[59] Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Migration, Domestic Work and Affect, S. 30.

[60] Vgl. The Edufactory Collective, „Intro“, in: Edufactory Web Journal Issue 1, September 2011, http://www.edu-factory.org/wp/wp-content/uploads/2011/09/Edu-factory.pdf.

[61] Ned Rositer, „Logistics, Labor and New Regimes of Knowledge Production“, in: Transeuropéennes. New Knowledge, New Epistemologies, 2011, http://www.transeuropeennes.eu/en/articles/317/
Logistics_Labour_and_New_Regimes_of_Knowledge_Production
(Hervorhebung von mir).

[62] Vgl. Sandro Mezzadra, „How Many Histories of Labor? Towards a Theory of Postcolonial Capitalism”, in: transversal 01 2012, http://eipcp.net/transversal/0112/mezzadra/de.

[63] Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Migration, Domestic Work an Affect, S. 142.

[64] Vgl. die Differenzierung zwischen Wissen und Weisheit bei Encarnación Gutiérrez Rodríguez in der Auseinandersetzung mit einem „Überlebenswissen“ etwa in Zusammehang mit den Schriften von Gloria Anzaldua. Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Migration, Domestic Work and Affect, S. 32-33. Auch der Begriff der Erfahrung in Bezug auf ein Wissen der Migration, der Mobilität, aber auch einen rassifizierten, vergeschlechtlichten Körper könnte Teil der Auseinandersetzung sein.