Cookies disclaimer

Our site saves small pieces of text information (cookies) on your device in order to keep sessions open and for statistical purposes. These statistics aren't shared with any third-party company. You can disable the usage of cookies by changing the settings of your browser. By browsing our website without changing the browser settings you grant us permission to store that information on your device.

I agree

05 2020

Sub-urbia. Von der Notwendigkeit, die Gegenwart umzukehren

Kike España

Übersetzung: Gerald Raunig

languages

Die Einschließung, die als Ausgangssperre heute in Málaga gelockert wird, ist nur die sicht- und greifbarste, aber nicht die einzige, unter der wir leiden. Es gibt viele von ihnen und sehr unterschiedliche Formen, und keine von ihnen zeichnet sich durch eine leichte Lesbarkeit aus. Wir spüren sie, wir leiden unter ihr, aber oft können wir sie nicht wirklich identifizieren. Dazu brauchen wir Werkzeuge. Welche Einschließungen meinen wir, wenn wir uns doch bewegen können, in Bars und Museen gehen, abstimmen und (ein wenig) protestieren, uns treffen können?

Die Antwort ist nicht einfach, denn das Netz der Mechanismen, die uns einschließen, beginnt bereits bei unserem eigenen gesunden Menschenverstand, bei unserer Gegenwart. Ein Job, eine Wohnung, eine Familie, ein Auto. Wie schön das Zentrum geworden ist, wie modern die Wohnung. Ein Einkaufszentrum, eine Mall am Hafen, ein Film, bei dem ich nicht viel nachdenken muss, Museen, Tourismus, Straßen-Cafes. Die Semana Santa. Die Hotels/Airbnb/Hochhäuser, der neue Stellenwert der Fahrräder, der Komfort von Uber/Glovo/Amazon. Die Start-ups, die Entrepeneurs, die Kreativität, das Bedürfnis, sich selbst zu verkaufen. Die Notwendigkeit, etwas/jemanden zu repräsentieren. Das Eigentum, das Geschlecht, die teilnahmslose Abwendung von den Marginalisierten/Ausgeschlossenen/Armen/Anderen, die Nächstenliebe. Paternalismus, Assistenzialismus, Profit, Individualität. Die Einschließungen der neoliberalen Lebensweise (und der neoliberalen Stadt) sind vielfältig. Sie verschwinden weder in Phase 1 noch in der neuen Normalität.

Zusammen leben ist mehr als das.

Man spürt es, wenn man zusammenkommt, in der "wirklichen Versammlung", wie Marx sagte, und in den Hunderten von sozialen Mechanismen der Kooperation, Solidarität, Unterstützung, der Sorge und des Affekts, die sich jeden Tag produzieren, auch wenn sie nicht so sichtbar sind. Aber es reicht nicht aus, nur zusammenzukommen, es braucht auch Werkzeuge. Wenn die existierenden nicht brauchbar sind, müssen neue erfunden werden. Werkzeuge, die kritisch sind, weil sie aus dieser kritischen Situation hervorgehen. Werkzeuge, die die neoliberalen Einschließungen zerlegen und umgeben und die sozialen Undercommons-Mechanismen vervielfachen. Werkzeuge, die verschiedene Formen des Zusammenlebens auf der Grundlage wechselseitiger Sorge ermöglichen.

Sub-urbia entsteht heute als ein Versuch, diese kritischen Werkzeuge in Umlauf zu bringen und die Gegenwart umzukehren.

sub-urbia.cc