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Tuchacek spielt DIVIDUUM


 „Aber jeden Tag soll zumindest eine Zeile...

 

 

 

 

Wie ein beliebiges Buch seine Autorschaft teilt

Wie ein beliebiges Buch seine Autorschaft teilt, wie ein Denken immer schon auf den Schultern von Riesen steht, die aber ihrerseits wieder ganzen Schwärmen von durchschnittlich Hochgewachsenen und angeblich vernachlässigbaren Größen verpflichtet sind, wie ein Intellekt von vielen Geistern bewohnt wird, nie Individuum allein, so beginnt alles in der reißenden Mitte des Dividuellen. Die Mitte ist reißend, weil in ihr die Dinge Geschwindigkeit aufnehmen, ein Strom, der in alle Richtungen überfließt, das Gegenteil von reguliertem Mainstream, Mittelmaß und Vermittlung. Die Mitte liegt nicht einfach auf dem Weg zwischen einem Anfang und einem Ende, in ihren Strudeln geraten Linearität und Ursprungsmythen ins Stocken. Die Mitte ist dividuell, weil sie ein Teilen der Teile impliziert. Selbst wenn hier ein Ich spricht, so wird dieses Ich nie allein gewesen sein. Geteilt und teilend, teilt dieses instituierende Ich sein Werden mit den vielen Instanzen des Anfangens in der Mitte.

„In der Moral behandelt sich der Mensch nicht als individuum, sondern als dividuum.“

„In der Moral behandelt sich der Mensch nicht als individuum, sondern als dividuum.“ Doch es gibt kein Dividuum. Im starken substantivischen Sinn existiert „das Dividuum“ nicht: Wie in der philologischen Evidenz, in der das lateinische Wort nur selten, aber selbst dann nur als schwaches, heteronomes Substantiv vorkommt, so macht es auch keinen Sinn, von „einem Dividuum“ oder „Dividuen“ zu sprechen. Aus Individuen können selbst „in der Moral“ keine Dividuen werden, wohl aber in und durch Dividualisierung sich fügende, fügsame, gefügige Individuen. „In der Moral“ entstehen immer neue Formen der Dienstbarkeit, der Passförmigkeit, der Anpassung, immer neue „gefügige Charaktere“, doch diese Dienstbarkeit erfasst, sofern sie auf dem Niveau des Individuums bleibt, das Dividuelle nicht.